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und dann von einem Juden gekauft hatte. Er bezog dasselbe eigenmächtig schon zwei Jahre vor dem Umbau und blieb darin noch ein Jahr lang nach Vollendung des Baues, indem er, oder vielmehr seine Frau, behauptete, das Haus sei noch nicht völlig ausgebaut. Auf Grund dieser Behauptung machte er ungemessene Hauszinsforderungen, wurde aber in Heilsbronn und Onolzbach abgewiesen. Um sich für den nichtbewilligten Hauszins zu entschädigen, zog er 11 fl. und 21 fl. Gotteshausgelder an sich, wie die Heiligenpfleger zu Protokoll erklärten. Über den Zehnten hatte er stets zu kämpfen, besonders mit dem Bauer Kunz Löslein in Oberndorf, dessen Lehensherr, Wolf Balth. von Seckendorf zu Jochsberg und Weidenbach, die Flamme der Zwietracht nährte, um dem Pfarrer den Zehnten zu entreißen. Der Abt Wunder dagegen schützte den Pfarrer und beantwortete Seckendorf’s gereizte Zuschriften mit seiner gewohnten Ruhe und Offenheit unter Mittheilung der urkundlichen Nachweise. Auf Befehl der Regierung, welche für den Pfarrer entschied, wurde Löslein, da er sich der Entscheidung: zu verkaufen und wegzuziehen, nicht fügte, zu Heilsbronn bei Wasser und Brot in den Thurm gesperrt und angekettet. Nach fünfzehntägiger Haft versprach Löslein in einer eingereichten Bittschrift, sich zu fügen, worauf die Regierung befahl, ihn gegen Bürgschaft und Urphed zu entlassen. Die am 2. Mai 1575 geschworene Urphede lautete: „Ich Kunz Löslein, als ich um wohlverschuldeter Sachen willen, nämlich daß ich Treue, Pflicht und Eid gegen meine gnädige Herrschaft zu Heilsbronn vielfältig vergessen, mich zum dickenmal widersässig erzeigt, auch des durchlauchtigsten Fürsten Georg Friedrich Befehl verachtet, anderer von mir begangener Unzucht und Buberei zu geschweigen, in derselben Gefängniß gekommen bin: so hab ich doch auf Anhalten meines Weibes und meiner Kinder und Freunde Milderung der Strafe erlangt und mit erhobenen Fingern einen gelehrten Eid geschworen, daß ich dieses Gefängniß nimmermehr will effern oder rächen, weder an meinem gnädigen Fürsten, noch an ihren Unterthanen, noch an meinem gnädigen Herrn zu Heilsbronn. Zum Andern, daß ich alle Unkosten

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Georg Muck: Geschichte von Kloster Heilsbronn (Band 2). C. H. Beck’sche Buchhandlung, Nördlingen 1879, Seite 37. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Georg_Muck_-_Geschichte_von_Kloster_Heilsbronn_(Band_2).pdf/39&oldid=- (Version vom 31.7.2018)