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Abt antwortete: „Wenn der Bursche nicht beten kann und keinen Bescheid weiß, so fällt die Schuld auf den säumigen Pfarrer und dessen Vorgänger. Um so mehr thut es Noth, fleißiger in der Kirche zu sein und desto lieber alle 14 Tage und öfter nach Neuses zu gehen, um den Katechismus zu dociren, ohne auf den geringen Lohn zu sehen, sondern auf Beruf und Amt. Der Mutter wird das Schmähen bei Strafe der Geige oder Pfeife durch den Vogt von Neuhof untersagt werden.“ Pretorius blieb nicht lang in Kirchfarrnbach. Ihm folgte Gg. Vogel, ein wohlgesinnter Mann, der aber bald weiter zog, zum großen Leidwesen der Gemeinde, die beim Kundwerden seines Vorhabens an den Abt schrieb: „Ihr Pfarrer wolle wegziehen, da sie doch keine Klage über ihn hätte, er wohl auch keine über sie, es sei denn über die geringe Besoldung.“ Der Abt stellte dem Pfarrer vor: „nicht nur auf die geringe Besoldung, sondern auch und viel mehr auf das Seelenheil der Gemeinde zu sehen; der Markgraf sei eben im Begriff, Pfarrbesoldungen aufzubessern; wolle er gleichwohl wegziehen, so möge er einen andern Pfarrer vorschlagen.“ Vogel brachte gemeinschaftlich mit dem Dekan von Langenzenn einen Joh. Reinhard in Vorschlag, welcher bisher Vikar im Papstthum gewesen war, nun von den Examinatoren geprüft, aber nicht tauglich befunden wurde, „da er im Latein wenig erfahren sei und in christlicher Lehre keinen Verstand habe.“ Der Abt schlug vor: „Der Dekan von Langenzenn möge den Zurückgewiesenen als Kaplan verwenden, damit er nicht in das Papstthum zurückfalle.“ Auf Vogel’s weitere Empfehlung präsentirte der Abt den bisherigen Pfarrer zu Wüstenrügling, Kaspar Keßler, welcher das Examen bestand und die Pfarrei Kirchfarrnbach erhielt. Man hätte vielleicht besser gethan, dem Nichtlateiner die Stelle zu verleihen; denn Keßler war ein Mann, „der sich um fremde Dinge mehr bekümmerte, als um Kirche und Predigt, der eigenmächtig und eigennützig über Gotteshausgelder verfügte.“ Zu seiner Zeit wurde das Pfarrhaus auf Kosten des Klosters mit einem Aufwand von 371 fl. umgebaut. Während des Baues wohnte er in einem Nachbarhäuschen, welches er erst gemiethet,

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Georg Muck: Geschichte von Kloster Heilsbronn (Band 2). C. H. Beck’sche Buchhandlung, Nördlingen 1879, Seite 36. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Georg_Muck_-_Geschichte_von_Kloster_Heilsbronn_(Band_2).pdf/38&oldid=- (Version vom 31.7.2018)