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Da es aber ohne Seckendorf’sche Genehmigung geschah, so legte der Seckendorf’sche Vogt ein Vorhängschloß an die Thüre der Todtengräberswohnung, damit der Neuernannte nicht einziehen konnte. Da kam der heilsbronnische Vogt, ließ zwar das Schloß unversehrt, aber den Kloben herauswiegen und den Todtengräber einziehen.

Zur Zeit des gedachten Junkers Hans Joachim lebte in Trautskirchen der Kaplan Chph. Wittig. Die Examinatoren hatten ihn als Kandidaten geprüft, tüchtig befunden und dem Abt Wunder zur Präsentation empfohlen, nicht ahnend, daß sie einen Unwürdigen empfohlen hatten. Beim Antritt seiner Stelle (1573) bat er bei der damaligen Theuerung um Addition und erhielt 20 fl. und ein Simra Korn. Die Besoldung seines obengenannten Vorgängers Hetzer belief sich auf 102 fl. 2 Ort, 8 dl und 3 Hühner (z. B. 5 fl. Zins aus 90 fl. Pfarrkapital, Handlohn von drei Weingärten an der Winterleiten bei Trautskirchen etc.) Der Kaplan hatte den Hauptpfarrer zu unterstützen, die beiden Feldbrecht zu pastoriren, auch Neuhof, wo er vom dortigen heilsbronner Vogt verköstigt wurde. Schon im zweiten Jahr seiner Amtsführung gab Wittig solches Ärgerniß, daß sein Vorgesetzter, der Hauptpfarrer Johann Jon, sich veranlaßt sah, an den Abt Wunder Folgendes zu schreiben: „Von meinem Gewissen gedrängt muß ich anzeigen, was für Ärgerniß der Kaplan Wittig gibt. Einem Mann dahier verkaufte er Korn, nahm das Geld dafür, gab ihm aber kein Korn. Vom Müller in Wilhermsdorf kaufte er zwei Schweine, verschrieb sich für die Zahlung, zahlte aber gleichwohl nicht, so daß zwei Neuhöfer, welche für die Zahlung eingestanden waren, zahlen mußten. Dem Wirth zu Neudorf verkaufte er Haber und erhielt 3 fl. Draufgeld. Da sich aber ergab, daß er gar keinen Haber hatte, so schlug der Wirth ihm die Haut voll. Dann lieferte er zwar dem Wirth ein Malter Haber, den er aber einem frommen Mann zu Frickendorf abgeschweißt hatte. Kolberger in Neuhof verlangte auf dem Sterbebett das heilige Abendmahl, welches ihm der Kaplan nicht eher reichte, als bis er ihm 5 fl. zu leihen versprach. Kolberger starb

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Georg Muck: Geschichte von Kloster Heilsbronn (Band 2). C. H. Beck’sche Buchhandlung, Nördlingen 1879, Seite 32. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Georg_Muck_-_Geschichte_von_Kloster_Heilsbronn_(Band_2).pdf/34&oldid=- (Version vom 31.7.2018)