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auch für Bonhof und Neuhof. Er empfing aus den Speichern des Granarius das erforderliche Quantum Roggen und Waizen, um es mahlen und verbacken zu lassen. Hier ein Beispiel über Bedarf und Verwendung: Während des Jahres 1379 erhielt der Pistor Arnold (nachmals Abt) vom Granarius 2027 Simra Roggen, welche er mahlen und verbacken ließ und dann als Brot abgab wie folgt: 700 simra ad refectorium et officinas intra et extra monasterium; 80 ad domum hospitum; 14 ad ortum conventus; 44 ad pfeffergarten; 100 famulis monasterii; 10 ad domum hofrichteri; 2 sutori; 375 ad Bondorf; 232 ad Novam Curiam; 35 ad foenum in Zell et Swobach (zur Heuernte bei Münchzell und am Schwabachfluß); 18 laboratoribus in Arida Curia (Dürnhof); 35 in Geyssendorf (Geichsenhof); 2 ad Montem (Berghof); 12 canibus venaticis; 14 pauperibus; 25 ad autumnum (Weinlese) etc., Sa. 2027. Dazu kam der Verbrauch von Waizen und Waizenmehl, welcher aber weit geringer war. Die aus Roggenmehl gebackenen kleinen Brote hießen „Schwoben“, die größeren „Ritter“. Der Pistor Schuler lieferte im J. 1452 nach Neuhof zur Heuernte 11,000 Schwoben und 400 Ritter, in das Burggrafenhaus 200 Schwoben und 4200 Ritter, zur Heuernte bei Münchzell 4200 Schwoben und 200 Ritter. Die aus Waizenmehl gebackenen Brote hießen, wie noch heutzutage in manchen Gegenden, Semellae, Semmel, vielleicht so genannt, weil sie die Form von Schuhsohlen, französisch semelles, hatten. Dergleichen Brote aus weißem Mehl kamen nur auf die Tafel des Abts und der im Burggrafenhause und in Neuhof eingelagerten Fürsten etc., z. B. im J. 1442 bei den Exequien der Kurfürstin Elisabeth (der schönen Else). Bei der Beerdigung ihres Sohnes, Albrecht Achilles, verrechnet der Pistor 13 Simra. Die Mönche erhielten Weißbrot nur selten, nämlich nur an Jahrtagen, an welchen ihnen, den Stiftungsbriefen zufolge, Weißbrot gegeben werden mußte. Feineres Gebäcke lieferte der Pistor nicht, ausgenommen die Libeti, welche, vermuthlich in Nürnberg erfunden, von 1380 an in Heilsbronn heimisch und in außerordentlicher Menge produzirt wurden.

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Georg Muck: Geschichte von Kloster Heilsbronn (Band 1). C. H. Beck’sche Buchhandlung, Nördlingen 1879, Seite 599. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Georg_Muck_-_Geschichte_von_Kloster_Heilsbronn_(Band_1).pdf/615&oldid=- (Version vom 31.7.2018)