Seite:Georg Muck - Geschichte von Kloster Heilsbronn (Band 1).pdf/514

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

unseres Abts Alles im lutherischen Sinne gehalten, namentlich der Gottesdienst in der Katharinenkirche genau nach der brandenburgischen Kirchenordnung. In der Klosterkirche hielten die wenigen noch vorhandenen Konventualen mit den Chorschülern aus der Schopper’schen Schule ihren Separatgottesdienst, im Ganzen gleichfalls im lutherischen Sinne. Gleichwohl hieß es: „Abt und Konvent hätten noch immer eine andere Religion, verschieden von der in der Katharinen- oder Volkskirche verkündigten; auch hielten sie ihre Gesänge für besser und die Klosterkirche überhaupt für heiliger, als die Katharinenkirche.“ Um diesen Gerüchten zu begegnen, ließ unser Abt am 1. Januar 1559 in der Katharinenkirche von der Kanzel verkündigen: „Obige Gerüchte sind grundlos; dergleichen liegt ganz und gar nicht im Sinne des Abts und Konvents. Deß zum Beweis werden Abt und Konventualen künftig mit den Übrigen dem Kloster Verwandten der Predigt und dem Abendmahl in der Katharinenkirche beiwohnen. Unser Wille ist nicht, unsern Unterthanen ein Ärgerniß zu geben, sondern vielmehr, daß Alle zur Predigt und durch dieselbe zur Gottesfurcht, Sündenbekenntniß, Buße, Glaube, Nächstenliebe, zum rechten Gebrauch des Sakraments und zur Seligkeit kommen, wozu wir weder durch unsere Werke, noch durch unser Verdienst, sondern allein durch das Gehör der Predigt und Gottes Wort kommen können. So wollen wir denn gemeinschaftlich in einer einigen christlichen Versammlung Gebet, Fürbitte und Danksagung thun, mit dem neuen Jahr den alten Adam und das sündliche Leben ablegen, damit Gott uns Friede, fruchtbares Wetter und andere Wohlthat und dort die ewige Seligkeit verleihe neben dem neugeborenen Kindlein. Das verleihe der Herr uns Allen. Amen.“ Der Abt und seine vier Konventualen wohnten von nun an den Predigten des lutherischen Predigers Porphyrius in der Katharinenkirche bei und empfingen daselbst gemeinschaftlich mit den übrigen Kommunikanten das heilige Abendmahl.

Es waren damals außer unserem Abt nur noch vier Konventualen vorhanden: Melchior Wunder, Prior, nachmals Abt,

Empfohlene Zitierweise:
Georg Muck: Geschichte von Kloster Heilsbronn (Band 1). C. H. Beck’sche Buchhandlung, Nördlingen 1879, Seite 498. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Georg_Muck_-_Geschichte_von_Kloster_Heilsbronn_(Band_1).pdf/514&oldid=- (Version vom 31.7.2018)