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zu befleißen, Christi Lehren zu folgen, in der Kirche Gottes Wort fleißig zu hören, mit inniger Andacht die Psalmen und geistlichen Lieder zu singen. Ferner in der Schule züchtig und fleißig ihren Catechismum und Anderes zu lernen, ihre Scholia und Argumenta fein in ein Büchlein zu schreiben, partes orationis, declinationes, conjugationes, syntax etc. zu lernen. Wöchentlich soll Einer der Ältesten mit den Kleineren repetiren. Letzlich spürt man, daß sowohl die Großen als auch die Kleinen nicht wohl zwei Worte lateinisch antworten können, welches allein aus Dem erfolgt, daß Keiner sich Lateinischredens befleißt und für und für, wie die Roßbuben, deutsch miteinander reden. Hinfüro sollen die, welche also deutsch reden, den Esel, der sonderlich dazu gemacht werden soll, ihm selbst zu Schanden tragen und dazu vom Herrn Magister gestraft werden. Wird bei Einem Unfleiß und Ungeschicklichkeit, wie jetzt in diesem Examen wieder gefunden, der soll wissen, daß ihm der Weg, da er hergekommen, wieder gewiesen wird. Wer Fleiß fürwendet, kann ein gelehrter Doctor, Pfarrer, Schulmeister, eines Fürsten Kanzler oder Rath werden, wie ein Sprichwort sagt: Studirst du wohl, so steckt man dich bratner Hühner voll; studirst du übel, so mußt du mit der Sau über den Kübel. Drum lasse sich ein Jeglicher dieses Examen eine Warnung sein. Man soll Brot nicht den Kindern nehmen und vor die Hunde werfen und Perlen vor die Säue, noch auch den Honig den Bienen entziehen und Wespen geben. So Einer nicht studiren will, der wird relegirt. Welcher aber fleißig sein und das nächstemal das beste Scriptum machen wird, dem wird mein gnädiger Herr (der Abt) etwas zum Besten schenken.“ Sechs Monate vor diesem Examen war der Magister Michael Preu aus Weißenburg als Schulmeister in Heilsbronn eingetreten. Er hatte in diesen sechs Monaten den betrübenden Stand der Schule kennen gelernt, und ohne Zweifel ließ auf seinen Betrieb unser Abt den obigen Visitationsbescheid verabfassen und publiziren. Die Erfahrung hat auch hier, wie überall, gelehrt, daß eine Schule nicht durch dergleichen Publikationen, sondern lediglich durch die Persönlichkeit des Lehrers belebt und

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Georg Muck: Geschichte von Kloster Heilsbronn (Band 1). C. H. Beck’sche Buchhandlung, Nördlingen 1879, Seite 480. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Georg_Muck_-_Geschichte_von_Kloster_Heilsbronn_(Band_1).pdf/496&oldid=- (Version vom 1.8.2018)