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Vier Wochen nach der Wegführung baten Abt und Konvent um Zurückgabe der Kiste, da man gegen Verpfändung von Pretiosen und Silbergeschirr ein kleines momentanes Anlehen zu machen gedachte, wie früherhin öfters geschah. In der Bitte hieß es: „Wegen Mißwachs und Baulichkeiten haben wir großen Ausfall und Kosten, können aber auf [un]ser Abtei- und Klostersiegel kein Darlehen bekommen, es sei denn, daß wir Kaution stellen, oder fürstlichen Konsens beibringen. Bitten daher, da die Kriegsläufe nun etwas besser stehen, den eisernen Stock und Anderes zurückzugeben und uns bei unsern Privilegien und Freiheiten zu schützen.“ Die markgräfliche Antwort lautete: „Wir gestatten nicht, ohne unsere Bewilligung Geld aufzunehmen und das Kloster in Schulden zu stecken. Ist aber die Aufnahme des Geldes unvermeidlich, so sind wir erbötig, auf euer unterthäniges Ansuchen es zu bewilligen.“ Zwei Jahre später bat unser Abt abermals um Zurückgabe der Kiste, „da dem Vernehmen nach der Kaiser nach Nürnberg und leicht auch nach Heilsbronn kommen werde, in welchem Falle man die im Stock befindlichen Credenzen und Silbergeschirre nöthig habe.“ Auch diese Bitte wurde abschlägig beschieden. Auch der nachfolgende Abt bat vergebens um die Zurückgabe.

Unser mit der Absetzung bedrohter Abt mußte nach wie vor mit Denen verkehren, von welchen er so viel Bitteres erfahren hatte. Statthalter, Kammermeister, Kanzler und zwei Sekretäre erhielten von ihm alljährlich das observanzmäßige gemästete Schwein, der Kanzler, seiner Bitte entsprechend, für seine kranken Kinder heilsbronner Bier, bei dessen Übersendung Schörner schrieb: „Wir haben keinen Überfluß an Bier, auch keines für den Verkauf oder zum Vergeben. Wir haben jedesmal kaum so viel brauen lassen, als wir für unseres Gotteshauses Nothdurft brauchen. Es haben uns Etliche um Bier gebeten, aber wir mußten es ihnen abschlagen, ob sie gleich den Eimer mit einer Krone bezahlen wollten. Doch schicke ich euch für eure kranken Kinder ein Fäßlein.“ Die Requisitionen von Pferden, Wägen etc. erlitten nach den beiden Überrumpelungen keine Minderung. Georg

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Georg Muck: Geschichte von Kloster Heilsbronn (Band 1). C. H. Beck’sche Buchhandlung, Nördlingen 1879, Seite 474. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Georg_Muck_-_Geschichte_von_Kloster_Heilsbronn_(Band_1).pdf/490&oldid=- (Version vom 1.8.2018)