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eingeführt; allein nirgends mit dem gehofften Erfolge. Nirgends zeigte sich eine bessere Regung im Sinne des Evangeliums, obgleich Wirsing bemüht war, Böses zu hindern und Gutes zu fördern. Es war neuerlich ein wohlgemeintes kaiserliches Mandat erschienen „gegen Gotteslästerung, Schwören, Fluchen, so allenthalben eingerissen, Zutrinken, Wucher, auch andere Laster, übermäßig köstliche Kleidung und dergleichen Unordnung.“ Ingleichen erließ die markgräfliche Regierung zu Onolzbach eine wohlgemeinte Polizeiordnung „zur Beförderung von Gottes Ehre, Zucht und Ehrbarkeit und Aufferung des gemeinen Nutzens und Verhinderung jener Laster, die bei dem mehrern Theil mit Gewalt eingewurzelt sind.“ Diese beiden Erlasse ließ Wirsing alljährlich an zwei Sonntagen auf dem ganzen Klostergebiete von allen Kanzeln nach einem gegebenen Zeichen mit der Glocke verlesen. Die Pfarrer wurden angewiesen, fleißig zur Buße zu ermahnen; die Gerichte, das Polizeimandat mit Ernst zu handhaben. Ein weiteres allgemeines Mandat, welches auch Wirsing publiziren ließ, betraf die Mordbrenner. Darin hieß es: „Es lassen sich abermals, wie früher, an allerlei Orten heimliche Mordbrenner finden. Alle Klosterämter sollen auf sie Acht haben und Verdächtige einführen. Sie bestellen einander durch Zeichen mit Kreide oder Röthel an den Martersäulen.“ Dann folgte das Signalement von zwei Verdächtigen. Um der Rohheit, besonders in den Wirthshäusern an Sonn- und Feiertagen zu steuern, ließ Wirsing für Großhaslach, Petersaurach und Ammerndorf eine Gemeindeordnung verfassen. Wer zu einer Hochzeit eine größere Zahl von Gästen laden wollte, mußte beim Abt besondere Erlaubniß einholen. Bei jeder Hochzeit mußte der Gerichtsdiener den Schutz halten.

Die Grenzen des Klostergebietes erfuhren zur Zeit unseres Abts weder eine Erweiterung noch eine Schmälerung. Seine Pfarrstellen verlieh der Abt nach dem konfessionellen Bedürfniß, z. B. die heilsbronnische Pfründe zum St. Kiliansaltar im würzburger Dom dem katholischen Domvikar Haag, die Pfarrstelle zu Kirchfarrnbach dem lutherischen Kaplan Stock von Langenzenn.

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Georg Muck: Geschichte von Kloster Heilsbronn (Band 1). C. H. Beck’sche Buchhandlung, Nördlingen 1879, Seite 446. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Georg_Muck_-_Geschichte_von_Kloster_Heilsbronn_(Band_1).pdf/462&oldid=- (Version vom 1.8.2018)