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fungirte. Das Jahrbuch nennt den damals dort fungirenden Kaplan nicht, beschreibt aber genau sein reformatorisches Verfahren. Er las die Messe deutsch, ließ bei der Taufe das geweihte Öl weg, hielt Beichtvermahnungen anstatt der Ohrenbeichte und reichte beim Abendmahle auch den Kelch. Die Bewohner des Ortes und der Gutsherr desselben, Sebastian von Eib zu Vestenberg und Neuendettelsau, hatten Gefallen an diesen Neuerungen, nicht aber der Pfarrer Johann Hofmann zu Petersaurach. Dieser reichte daher eine Beschwerdeschrift bei dem Markgrafen Kasimir ein, nicht bei unserem Abt, da das Pfarrpatronat von Petersaurach damals nach nicht vom Kloster erworben war. Die Beschwerdeschrift enthielt Folgendes: „Es ist bekannt, wie seit zwei oder mehr Jahren viele Geistliche unter dem Schein des heiligen Evangeliums sich frevelhaft Ungebührliches erlauben, besonders in der Lehre, welche ungegründet und unverständlich den armen elenden Bauer verführt und neue Gebräuche einführt. So thut der Kaplan des Ritters Sebastian von Eib zu Vestenberg, der auf der Kanzel Geistliche schmäht, auch mich feindlich und schriftlich angetastet hat. Ich habe seine feindselige Zuschrift neulich bei Gelegenheit meiner Steuerzahlung den Amtmann Simon von Zedwitz in Windsbach lesen lassen, welcher auch dem Kaplan deßhalb Vorhalt gemacht hat. Gleichwohl fährt dieser fort wie bisher, indem er in allen Sachen mein Pfarrlehen verringert, wider den alten Kirchengebrauch mit schlechtem ungesegnetem Wasser ohne Chrysam und andere Zugehörung und nicht tempore necessitatis, sondern allewege aus unreinem Geschirr tauft, deutsche Messe liest, das Volk ungebeichtet und unter beiderlei Gestalten kommunizirt. Dadurch thut er mir und meiner gestifteten Pfarrei und ihrer Jurisdiktion trefflichen Abbruch, nachdem jetzt fast alles Volk zu solchem neuem Gebrauch geneigt ist und zulauft. Daher meine Bitte, ihm zu befehlen, daß er mich mit solchem Schänden und lästerlichem Zuschreiben unbekümmert lasse und von seinem Vornehmen gegen den alten Kirchengebrauch bei meinem Pfarrvolk abstehe. Denn zu Vestenberg ist keine Pfarrkirche und ist dort von mir Niemand beim Reichen des Sakraments

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Georg Muck: Geschichte von Kloster Heilsbronn (Band 1). C. H. Beck’sche Buchhandlung, Nördlingen 1879, Seite 265. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Georg_Muck_-_Geschichte_von_Kloster_Heilsbronn_(Band_1).pdf/281&oldid=- (Version vom 1.8.2018)