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Dornauer für 11 Stühle im Chor 34 T. 8 dl. Der Maler und Bildschnitzer Johannes von Speyer fertigte für die Nikolaikapelle ein Bild (tabula), den heiligen Nikolaus vorstellend, und erhielt dafür von unserem Abt 56 fl. Die restaurirte Kapelle wurde durch den Bischof von Eichstätt geweiht, welcher nicht im heilsbronner Hofe, sondern mit seinen Dienern im Wirthshause „zu dem Oedhammer“ logirte und 12 fl. als Geschenk erhielt. Über die Kapelle und ihr Verschwinden siehe oben beim 13. Abt und unten im VII. Abschnitt bei Nürnberg.


c) Das Votivbild unseres Abts.[1]

Unser Abt ließ dieses Madonnabild im J. 1494 von dem ebengenannten Hans Speyer malen und zahlte einen Theil der Kosten aus seiner Privatkasse; daher in seiner Rechnung die Ausgabsposition: Hansen von Speyer pro tabula epitaphii nostri 13 flor. et 5 talenta. Die heilige Jungfrau ist auf dem Bilde als Himmelskönigin und als Schutzpatronin des Klosters fast lebensgroß dargestellt. Von dem Jesuskinde auf ihren Armen wird ein flatternder Distelfink an einer Schnur gehalten. Auch anderwärts erscheint auf Christusbildern bisweilen ein Distelfink als Symbol, angeblich, weil dieses Vogels Ernährungsweise kümmerlich, sein Gefieder aber schön und sein Gesang lieblich ist. Eine in dem evangelium infantiae Christi mitgetheilte Legende hatte der Maler wohl nicht im Auge. Inhaltlich dieser Legende formte das Jesuskind Vögel aus Thon. Ein Jude schalt darüber, da es eben Sabbath war, und wollte die Vögel zertreten. Da klatschte das Kind in die Hände, und die Vögel flogen davon. Maria breitet schützend ihren Mantel über unsern Abt und einige seiner Konventualen (Bursarius, Granarius, Prior, Kustos, Cellarius, auch Laienbrüder), ohne Zweifel insgesammt vom Maler sorgfältig porträtirt. In den Flügeln des Engels, welcher über der rechten Schulter der gekrönten Jungfrau schwebt, steht: „G. P. W. 1692“, wahrscheinlich Chiffer eines Restaurators. Das


  1. Vgl. Stillfried S. 231.
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Georg Muck: Geschichte von Kloster Heilsbronn (Band 1). C. H. Beck’sche Buchhandlung, Nördlingen 1879, Seite 192. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Georg_Muck_-_Geschichte_von_Kloster_Heilsbronn_(Band_1).pdf/208&oldid=- (Version vom 31.7.2018)