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gefürsteten Äbten, welche bei den Kirchenversammlungen stimmberechtigt waren und zu diesen berufen werden mußten. Unser Abt reiste dahin lediglich im Interesse seines Klosters, besonders um Prozesse zu betreiben, namentlich einen schon seit Jahren geführten Prozeß gegen Kelheim. Siehe Bd. II bei Kelheim. Zwar hatte der Papst Gregor XI. schon im J. 1373 gegen Kelheim entschieden, allein dieses leistete keine Folge; unser Abt suchte daher Hilfe in Konstanz, und das Konzil entschied im Sinne Gregors zu Gunsten Heilsbronns, welches aber für die geleistete Hilfe manches Geldopfer bringen mußte. Noch im Jahre 1417 zahlte die Klosterkasse 115 Gulden oder 618 Talente Taxen an die apostolische Kammer in Konstanz. Der Sachwalter, welcher nach der Abreise unseres Abts von Konstanz zur Führung der Prozesse dort zurück blieb, war Friedrich Gleiser, ein sachkundiger heilsbronner Mönch, welcher wiederholt mit diplomatischen Missionen betraut wurde. Seine Ausgaben in Konstanz beliefen sich auf 235 Goldgulden. Auf einen Goldgulden gingen damals 5 Talente weniger 5 Pfennige. Gleiser starb im Jahre 1433. Sein Nachlaß bestand in 50 Gulden, welche, den Statuten gemäß, in die Privatkasse des Abts flossen. Gegen den Schluß der Kirchenversammlung wurde ein anderer Mönch nach Konstanz gesendet, Ulrich Kötzler, nachmals Abt. Über ihn und seine Reisen zu der Kirchenversammlung in Basel Mehreres hernach. Zur Reise nach Konstanz stellte das Kloster den Burggrafen ein Kontingent von Wägen, und während des Konzils bestritt es die Ausgaben für zwei Wagenladungen, durch welche dem Kurfürsten Friedrich I. Roggen und Waizen nach Konstanz geliefert wurden.

Die Kirchenversammlung zu Konstanz gab das Signal zu dem langen und blutigen Hussitenkriege. Das Kloster erlitt in demselben keine Zerstörung, geschützt besonders durch den nunmehrigen Kurfürsten Friedrich I., welcher von 1419 an in den Mönchsrechnungen nicht mehr wie vormals Burggravius, sondern Marchio, und seine Gemahlin (conthoralis sua) Else nicht mehr Burggravia, sondern Marggravia oder Marchionissa genannt

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Georg Muck: Geschichte von Kloster Heilsbronn (Band 1). C. H. Beck’sche Buchhandlung, Nördlingen 1879, Seite 154. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Georg_Muck_-_Geschichte_von_Kloster_Heilsbronn_(Band_1).pdf/170&oldid=- (Version vom 1.8.2018)