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geführet hat. Er hieß der Spielende; und diesen Namen hat er in seinen Lehrgedichten vollkommen behauptet. Sie laufen meistens auf eine frostige Anspielung oder gezwungene Allegorie, und nicht selten auf ein Wortspiel hinaus. Doch würde man ihm zu viel thun, wenn man glauben wollte, daß unter dreyhundert Erfindungen nicht auch etliche gute wären. Ich will eine schlechte und eine etwas bessere hersetzen. Die erste heißt die Armuth. Ich will denjenigen loben, der Wachend etwas so sinnreiches nachahmen kann.

Die Armuth.

Es hat sich ein Pestilentzischer Luft (die Armuth) von den Leichnamen der erschlagenen in dem Krieg, erhaben, etliche Häuser und Stättlein angestecket, und so bald er in ein Haus getroffen, das Zinn und Kupfer, das Geld aus der Kisten, und aus dem Beutel geblasen, viel sind von einer Statt in die andere geflohen, viel sind über Meer entwichen, aus der andern Welte eine Artzney wider diesen gifftigen Luft zu holen. So viel aber mit dem Goldmetall beladen wiederkommen, so viel und mehr sind unterwegs ersoffen. Weil nun diese Pestin sehr überhand genommen, hat man um Rath gefragt, wie der Sache Hülfe zu schaffen? Dafür hat sich in der Apothecken der Hoffnung eine Artzney gefunden, welche von dem Manne des Gebeths und von der Eberwurtz unverdrossener Arbeit gemachet worden. So viel ihrer diese Artzney mit vielen fasten und wachen gebrauchet, sind alle genesen, und hat solche den Gift von den Herzen getrieben, daß er ihnen nicht schaden können. Dieses Mittel ist durch einen

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Christian Fürchtegott Gellert: Fabeln und Erzählungen. M. G. Weidmanns Erben und Reich und Caspar Fritsch, Leipzig 1769, Seite XXXVII. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gellert_Schriften_1_A_038.jpg&oldid=- (Version vom 21.11.2023)