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haben, wo jeder der nicht leichtsinnig ist, noch immer sorgenvoll in die Zukunft schauen muß – jetzt, dem Unglücke gegenüber, noch im Glanz und Prunk schwelgen, und im Angesichte so vieler Trostlosen herrlich und in Freuden leben, – das heißt menschliches Gefühl verläugnen, das heißt Hohn sprechen den blutenden Herzen, das ist dumpfe Roheit, heidnische Barbarei! O verzeiht mir, wenn ich hier vielleicht von Dingen rede, die keinem von uns in die Seele gekommen sind, noch kommen werden, verzeiht es meinem durch unsere Noth gebeugten Herzen, meinem durch den Anblick so vieler Leiden erschütterten Sinne; seht es an als einen starken, lebendigen Ausdruck meines innigsten Wunsches, daß wir uns alle in die Zeit schicken mögen, weil es eine böse Zeit ist! Unsere Lebensart, unsere Art manche Dinge anzusehen, und zu handeln, kann und darf nicht mehr die alte bleiben. Sie ist verschwunden die alte Zeit, eine neue ist da! Was sie bringen wird die neue, wer mags enthüllen? Die Ruhe kehrt uns wohl wieder, auch der Friede, der köstliche, wird nicht ausbleiben; aber die alte Zeit, sie kommt nicht wieder! Laßt uns edel

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Johannes Geibel: Ermunterung zur Verläugnung des ungöttlichen Wesens. Lübeck 1807, Seite 26. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geibel_Ermunterung26.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)