Seite:Geibel Ermunterung23.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


[in] unserer inneren Noth und mit der innern zugleich auch die äußere fernen. Denn das ist der Zweck, den die Leiden und Widerwärtigkeiten, die Gott zuläßt, an uns erreichen sollen, daß sie uns frei machen von der Gewalt unserer Begierden und Leidenschaften, daß sie verbannen alles ungöttliche Wesen aus unserm Innern, wecken unsern ursprünglichen Lebenstrieb, und die mit demselben verbundene Sehnsucht nach Gott. So wenig Gott angesehen werden kann als die unmittelbare Quelle unserer Leiden, so wenig dürfen wir auch glauben, daß er uns lassen könne in dem Gedränge der Noth, in welche wir selbst uns stürzten, oder gestürzt wurden, weil wir nicht waren, was wir sein sollten. Er läßt sie nur zu um uns so durch die Folgen unserer Thorheit, unserer Verirrungen und Vergehungen wieder zu heilen. Züchtigungen sind sie des liebenden Vaters, Erziehungsmittel des gnädigen Gottes; reinigen, bessern, stärken, größer machen sollen sie uns. Haben sie diese seine Absichten an uns erreicht, so wendet er sie zuverlässig von uns wieder ab. Aus Liebe zu uns läßt er uns leiden zu unserm Besten. Und selbst so lange wir

Empfohlene Zitierweise:
Johannes Geibel: Ermunterung zur Verläugnung des ungöttlichen Wesens. Lübeck 1807, Seite 23. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geibel_Ermunterung23.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)