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bemächtigt? ein thörigter und schädlicher Hang es andern zuvorzuthun, andere zu überglänzen uns bezwungen? Ist nicht unser Luxus, unser Aufwand, selbst für glückliche Zeiten, hier und da zu groß? Schlummern oder regen sich nicht feindliche, die Gesellschaft zerstörende Neigungen in unserem Herzen? Wohnt nicht Neid, Haß, Schadenfreude, Verkleinerungssucht, Verläumdung, Tücke in unserem Innern? Lenket nicht Eitelkeit, Ehrsucht, Stolz, Hoffart unsere Schritte? Christen, bei dem Gotte, der das Herz sieht, beschwöre ich euch: Laßt uns nicht bei diesen Fragen an den oder jenen denken, nicht andere darnach beurtheilen wollen! Uns selbst, unserm tiefsten Innern laßt sie uns vorhalten, laßt uns stille sein und hören, was uns innerlich für eine Antwort wird, und ehrfurchtsvoll vor dieser Antwort uns beugen. Fühlen wir bei manchen Fragen uns frei und leicht, so laßt uns Gott danken in Demuth, der uns bewahret hat. Fühlen wir uns schuldig, o so laßt uns mit inniger Reue zu Gott uns wenden, bei ihm laßt uns Kraft suchen, ihm dem hilfreichen, dem rettenden, laßt uns vertrauen; der wird uns Hilfe senden

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Johannes Geibel: Ermunterung zur Verläugnung des ungöttlichen Wesens. Lübeck 1807, Seite 22. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geibel_Ermunterung22.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)