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aber die allgemeine Bedeutung unserer Leiden und Widerwärtigkeiten ward uns kund. Der Gesichtspunkt aus welchem wir dieselben zu betrachten haben, wird uns in unserem Texte angegeben. Die heilsame Gnade, heißt es in demselben, züchtiget uns durch sie, erzieht uns, bringt uns auf dem Leidenswege zu unserm Ziele. Dies laßt uns etwas näher betrachten!

     So wenig das Licht der Finsterniß Quell sein kann, so wenig kann unmittelbar von Gott Leiden und Uebel kommen. Er liebt nur, will nur erfreuen und segnen. Von ihm, dem Seligen, kann Seligkeit nur ausströmen. Außer Gott müssen wir also der Leiden Ursprung suchen. Wie außer Gott etwas Ungöttliches sein könne – siehe da, das Geheimniß des Lebens und des Todes! Den Schleier wegziehen von diesem Geheimnisse kann ich nicht, ich mag auch, um mich nicht zu verirren und einzulassen in die tiefste Untersuchung, nicht enthüllen, was meiner ahndenden Seele vorschwebt. Das aber kann ich mit der festesten Ueberzeugung und mit der Beistimmung eines jeden sagen, daß die Begierden und Leidenschaften

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Johannes Geibel: Ermunterung zur Verläugnung des ungöttlichen Wesens. Lübeck 1807, Seite 16. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geibel_Ermunterung16.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)