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Friedrich von Rath: Hexenprozesse. In: Morgenblatt für gebildete Leser. Band 38, Nr. 233–267

Hexenprozesse.
(Fortsetzung.)

Dieser Brief wurde jedoch nicht abgesendet, sondern von ihm bei seiner drei Tage darauf erfolgten Rückkehr nach Mergentheim selbst abgegeben. Gleich nach seiner Entweichung hatte er seiner Frau ohne Angabe des Orts und Datum, wahrscheinlich aber von Creglingen aus (einem kleinen, vier Stunden von Mergentheim entfernten, damals anspachischen Städtchen), folgenden Brief geschrieben.

„Der Ehr- und tugendreichen Frauen, Anna Schreiberin, Wirthin zum Hirschen, zu Handen.“ „Mein herzlich lieb’ und treues Herz, herzallerliebster Schatz! Ich lasse dich wissen, daß ich gestern nach Creglingen gekommen bin, weil ich allda aber den Kastner nicht getroffen, bin ich willens nach Anspach zu reiten, von wo ich dir wieder schreiben werde. Ich bitte dich, lieber Schatz, bekümmere dich nicht so sehr; ich hoffe zu dem allmächtigen Gott, wir wollen bald wieder zusammen kommen. Du hast gottlob eine gute Nahrung, daß du und die Kinderlein (er hatte deren vier) nicht Noth leiden dürft. Sieh daß du zum Schwager Georg Schneider heimlich gehst, frag ihn im Vertrauen, du wüßtest nicht warum ich so lang ausbliebe, ich sey ein- oder zweimal heimgekommen, hätte von dem alten Amtmann etliche Reden anhören müssen und mich deßhalb entsezt. Lug, ob du etwas von ihm hören kannst, geh auch zum lateinischen Schulmeister, ob er etwas von, vom Dr. Baumann vernommen habe oder nicht. Sprich aber sonst nicht viel davon. Bitte Gott herzlich, daß er wolle unsere Traurigkeit wieder in Freud’ verkehren, welches ihm wohl möglich; gleiches will auch ich thun und Gott den Allmächtigen

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich von Rath: Hexenprozesse. In: Morgenblatt für gebildete Leser. Band 38, Nr. 233–267. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1844, Seite 1034. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedrich_von_Rath_Hexenprozesse.pdf/31&oldid=- (Version vom 31.7.2018)