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aber ist zunächst der leibliche Tod, welcher die Scheidung der Seele vom Leibe bewirkt. Dann aber ist der Tod die Summe aller Übel.

 b) Was über den gefallenen Menschen weiter verhängt worden ist, das ist die Erdennot, die er als Strafe der Sünde zu tragen hat, 1. Mos. 3, 19 (worin der Tod, die Spitze und das Ende aller Übel, sich im voraus ankündigt). Der Mann soll sich nähren mit beschwerlicher Arbeit, im Schweiß seines Angesichts soll er sein Brot essen. Das Weib soll viel Wehe haben bei der Geburt und viel zu tragen haben in ihrer Unterwürfigkeit unter den Mann, Gen. 3, 16–19. Der Tod ist in die gesamte, auch in die unvernünftige Kreatur eingedrungen, weil sie um des Menschen willen den Fluch trägt: „Verflucht sei der Acker um deinetwillen etc.,“ 1. Mos. 3, 17, vgl. Röm. 8, 20. Die Natur bringt Schädliches hervor und Hinderliches: „Dornen und Disteln soll er dir tragen,“ schädliche und giftige Tiere, die ursprünglich nicht so waren, cf. Jes. 11, 6–9, d. h. als schädliche, wenn auch an sich da.

 c) Zu den positiven Strafbestimmungen für die ersten Menschen gehört auch die Vertreibung aus dem Paradies; denn dies birgt den Baum des Lebens mit seinen Früchten, die Speise der Unsterblichkeit. Er sieht sich ausgeschlossen und ins Elend verwiesen. Die Erde ist in ein Jammer- und Thränenthal verwandelt. Der Weg zum Paradies ist verschlossen und verwahrt durch einen Cherub mit dem bloßen hauenden Schwert. Der Eingang ins Paradies und zum ewigen Leben muß auf anderem Wege erst wieder erschlossen werden. Es bleibt dem menschlichen Geschlechte nichts als die Erinnerung und die Sehnsucht nach einem verlorenen Paradies (cf. das Weihnachtslied: Heut schließt er wieder auf die Thür zum schönen Paradies etc.). Doch liegt in den Strafen allen zugleich eine Wohlthat für die sündigen Menschen. Der Genuß vom Lebensbaume würde sein Elend verewigen; der Tod macht demselben ein Ende, wenn die Seele gerettet ist. In der Arbeit und Not, im Wehe und Kreuz ist ein Segen eingeschlossen; die Arbeit und das Wehe des Lebens schlägt das üppige Sündenleben nieder. Der Mensch lernt sich als einen Fremdling auf Erden erkennen und wird vor irdischer Gesinnung bewahrt. Die Not treibt ihn zu Gott und weckt die Sehnsucht nach dem ewigen Leben.

 Anm. Was der oberflächlichen Betrachtungs- und rationalistischen Denkweise am allerschwersten eingehen will, ist die Thatsache, daß durch den Sündenfall eine sittliche Änderung der menschlichen Natur vor sich gegangen sei. Wie