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der Sünde, und zugleich Anknüpfungspunkt für die erlösende Gnade.

 b) Die sittliche Umwandlung der menschlichen Natur durch Einwohnung der Sünde in ihr (Röm. 7, 17), die zum Gesetz wird und in den Gliedern (des Leibes) ihren Sitz und ihre erste Wirkung hat und von da aus auf den Willen zu wirken sucht (Röm. 7, 23). Durch die erste Sünde ist der Zustand des Menschen ein sündhafter geworden, was die Schrift mit „Sünde haben“ bezeichnet, 1. Joh. 1, 8, im Gegensatz dazu „Sünde thun“, 1. Joh. 3, 4. Matth. 15, 19: „Aus dem Herzen kommen arge Gedanken etc.“ Das folgt mit Naturnotwendigkeit (necessitate physica); das kann der Mensch nun nicht wehren, weil seine Natur sündig ist und die in ihm wohnende Sünde immer thätig ist. Aber er kann ihr, d. h. dem groben Ausbruch des ihm innewohnenden Bösen in der Thatsünde mit seinem Personwillen entgegentreten und muß den Willen der sündigen Natur nicht erfüllen („Laß du ihr nicht ihren Willen,“ Gen. 4, 7). Hier steht der Mensch am Anfang der Sünde und es eröffnet sich vor ihm eine Stufenleiter des Bösen bis zur Ähnlichkeit mit dem Satan („Wer Sünde thut, ist vom Teufel und wird ein Kind des Teufels,“ 1. Joh. 3, 8. 10). Daraus erklärt sich, daß auch dem gefallenen Menschen noch die Wahl bleibt, der Sünde sich völlig zu ergeben oder mit ihr im Kampfe zu bleiben. Darum gibt es in der gefallenen Menschheit Gute und Böse.

 II. a) An den Folgen der Sünde erscheint die sittliche Weltordnung Gottes, d. h. die Folgen sind von Gott geordnet und ruhen auf ewigen Gesetzen, d. h. in den sittlichen Eigenschaften und in dem Wesen Gottes. Seine Heiligkeit reagiert gegen die Sünde und erweist sich als Gerechtigkeit, teils um sich eine Genugthuung zu verschaffen, teils um der Sünde einen mächtigen Damm entgegenzusetzen. Dazu gehört, daß die Sünde, einmal geschehen, nicht ungeschehen gemacht werden kann, sondern sich fort und fort erzeugt, im Menschen selber wie eine ansteckende Krankheit wirkt, und in dem Verhältnis des Menschen zu Gott eine Spannung erzeugt, die als Schuld empfunden wird. Dazu gehört aber vor allem die Genugthuung, die in der positiv geordneten Strafe liegt. Der Grundsatz aber lautet: „Der Tod ist der Sünde Sold,“ Röm. 6, 33; „Welches Tages du davon issest, sollst du des Todes sterben,“ 1. Mos. 2, 17. Der Tod