Seite:Friedrich Bauer - Christliche Ethik auf lutherischer Grundlage.pdf/362

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

die er so lange getragen hat, die aber nun eben nichts anderes sind als Gefäße des Zornes, um zur Erweisung seiner Gerechtigkeit zu dienen, aber es zeigt sich auch der Triumph seiner Gnade. Dem Worte κρίσις schon entsprechend besteht das Gericht in der Aufhebung der Mischung der Frommen und Bösen. Vor allem besteht das Gericht darin, daß die Scheidung zwischen gut und böse eintritt, der Kampf zwischen Licht und Finsternis aufhört und daß jeder, eben nach dem, was er gehandelt hat bei Leibes Leben, sein Urteil empfängt. Dieser Gedanke wirkt auch beim Christen bei aller Gewißheit seines Gnadenstandes eine heilsame Furcht und Eifer, ein gutes Gewissen zu bewahren, um am Tage des Gerichts Freudigkeit zu haben. Zwar werden wohl viele selig werden, die keine Freudigkeit des guten Gewissens, sondern mehr nur ein zur Ruhe gebrachtes Gewissen haben, weil die Freudigkeit abhängig ist von der Treue eines gottseligen Wandels; wo aber dem Christen das Gewissen Zeugnis gibt, daß er nach der Heiligung gestrebt hat, da wächst auf dem Grunde der Absolution und der Vergebung die Freudigkeit des Gewissens. Sie ist ja nicht nötig zum Seligwerden, denn wenn einer auch nichts weiter kann, als heulend und zähneklappernd das Verdienst Christi ergreifen, so muß der auch selig werden, aber keine Freudigkeit kann da sein am Tage des Gerichts. Mancher wird gerettet, wie ein Brand aus dem Feuer gerissen wird, und zitternd wie Espenlaub geht er in den Himmel ein. Also das Nächste ist, daß der Gedanke an das Gericht eine heilsame Furcht und einen Eifer, Gott zu gefallen, wirkt 2. Kor. 5, 9–11. Dies ist die Furcht des HErrn, d. h. der Grund, warum man sich vor dem HErrn fürchten muß, ist der, weil er alle unsere Werke vor das Gericht bringen wird, weil wir alle nicht bloß vor Christi Richterstuhl erscheinen, sondern auch offenbar werden müssen mit allem, was hier verborgen ist. Der ganze Inhalt unsers Lebens, der vielfach unser Geheimnis geblieben ist vor Menschen Augen, der wird dann enthüllt werden und wie ein aufgeschlagenes Buch vor ihm liegen. Die Wirkung auf den Willen, auf das Heiligungsstreben ist ja damit auch schon nachgewiesen, denn es heißt ja v. 9: Aus diesem Grunde fleißigen wir uns, ihm zu gefallen. Wenn der Christ das Zeugnis des Geistes Gottes hat, daß er, wenn auch in Schwachheit, doch beflissen war, nach der Heiligung zu streben, wird ihm auch eine Freudigkeit am Tage des Gerichts erwachen, daß der Triumph und die Vollendung kommt. 1. Joh. 2, 28; vergleichsweise auch 1. Joh. 3, 21; 1. Petr. 4, 18.

.