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schwerer ist als der thätige Gehorsam, die Erfüllung der Gebote Gottes, Hiob 1, 21; 2, 10.

 c) Ein weiterer Zug in dem Bilde des leidenden Christen, wie er sein soll, ist die gründliche Buße und Selbstdemütigung. Sie entspricht dem Zweck desjenigen Leidens, welches das häufigste ist, dem Züchtigungsleiden; David Ps. 51.

 d) Weiter ist zu nennen als ein Stück richtigen Verhaltens im Kreuz: die heilige Sorglosigkeit, die aus dem Vertrauen quillt, daß der HErr einen Ausweg finden und das Ende herbeiführen wird. Ein Beispiel ist David in der saulischen Verfolgungszeit, wo er war wie ein gehetztes Wild, aber doch dem HErrn vertrauensvoll seine Lieder sang und der Verheißung sich erfreute, daß Gott doch alles wohl hinausführen und ihn auf den verheißenen Thron seines Volkes erheben werde; 1. Petr. 5, 6. 7; Ps. 55, 23.

 e) Ferner gehört auch zum richtigen Verhalten des Christen im Kreuz die Geduld und Sanftmut, nahe verwandte Tugenden, sofern die Sanftmut eben das Gegenteil jener widerwärtigen, mürrischen und verdrießlichen Seelenstimmung ist, durch welche der Leidende oft seiner Umgebung es schwer macht, mit ihm zu verkehren; wenn die Geduld auch mit Sanftmut gepaart erscheint, da ist die Leidensgestalt Jesu verklärt in seinen Nachfolgern. Er ist selber das größte Beispiel, das sanftmütige und stille Lamm, 1. Petr. 2, 23; 3, 10. Auch David ist hier wieder ein Beispiel, der, als Simei die Erdklöße auf ihn herabsprengte und mit Steinen warf, keiner Aufwallung des Herzens Raum gab, sondern dem Abisai, der dem „Hunde“ den Kopf abreißen wollte, die Antwort gab: „Laß ihn, der HErr hat’s ihm geheißen.“

 f) Da das Leiden oft ein andauerndes ist, muß auch der Gehorsam ein andauernder sein, weshalb der Ausdruck ὑπομονή gebraucht wird, der nicht Geduld bezeichnet; bei Geduld denkt man immer an ein mehr passives Verhalten, während unter ὑπομονή ein mehr aktives Verhalten gemeint ist, das Ausharren unter schwierigen Umständen, Eph. 3, 13; 1. Thess. 3, 3. Für die immer völligere Unterwerfung unter Gottes Willen, die Hand in Hand gehen muß mit dieser ὑπομονή haben wir Bibelstellen wie Hebr. 10, 7; Phil. 2, 7; Hebr. 5, 8; Jak. 5, 8; Ps. 25, 5 anzuführen.

 g) Genügsamkeit an der Gnade Gottes. „Laß dir an meiner Gnade genügen.“ Der Mensch, auch der Christ, möchte gerne das Gute