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 b) mit den objektiv gegebenen Verhältnissen der göttlichen Weltordnung, in welche jenes hineingestellt ist, um sich sittlich richtig in ihnen verhalten zu lernen,

 c) mit dem Ziel, welches jenes erreichen soll,

 d) mit den Mitteln, die es dahin fördern, und endlich

 e) mit der Norm, nach der es sich zu richten hat.

 Dies sind die allgemeinsten und nicht spezifisch christlichen Gesichtspunkte, unter denen die Ethik behandelt wird. Das spezifisch Christliche, das gegeben ist, sind die ethisch bestimmend wirkenden Thatsachen aus der Geschichte der Menschheit, resp. der Offenbarung, welche noch immer zugleich Sache der Erfahrung sind. Zu diesen Thatsachen gehören: der ursprüngliche Zustand des Menschen nach der Schöpfung, der Sündenfall mit der Erbsünde, die Gesetzgebung auf Sinai, die Erlösungsthat Christi, die Ausgießung des hl. Geistes und die Gründung der Kirche mit ihrem Amt und mit ihren Gnadenmitteln und die fortwährende Leitung des Geistes in ihr.

 Ad a) Bei dem handelnden Subjekt kommen in Betracht:
  1. die sittliche Anlage und Kräfte, Freiheit der Person und Gewissen,
  2. der jetzige natürliche, im Gegensatz zu dem anerschaffenen als verderbt zu bezeichnende sittliche Zustand des Menschen, und der durch die Gnade bewirkte, der in Heilung und Genesung begriffene, der zur sittlichen Tüchtigkeit, zur christlichen Tugend führt.

 Ad b) Die objektiv gegebenen Verhältnisse, in welchen sich die Tugend mannigfach erweist und erweisen soll, sind:
 1. das Verhältnis zu Gott, zu sich selbst und zum Nächsten,
 2. die von Gott gegebenen Gemeinschaftsformen: Ehe, Familie, Volk und Staat, Menschheit, Kirche.

 Ad c. Das Ziel ist die sittliche Vollendung im ewigen Leben, welche hier stufenweise angestrebt werden muß, aber so, daß diese Vollendung nicht als Mittel zur Erlangung des Heils, sondern als ein dem Menschen auf dem Wege des Heils begleitendes, unerläßliches Streben zu betrachten und auf jedem Schritt vorwärts eine Frucht des bereits erlangten Heils ist.

 Ad d. Die Förderungsmittel auf diesem Wege sind die von Gott verordneten Gnadenmittel und sonstige Erziehungsmittel, wie das Kreuz und die vorgehaltene Hoffnung; die christliche Gemeinschaft.

 Ad e. Die immer gleichbleibende Norm des sittlichen Verhaltens