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Röm. 7, 2: „Das Weib, dieweil der Mann lebt, ist sie an ihn gebunden durch das Gesetz; so aber der Mann stirbt, so ist sie los vom Gesetz, das den Mann betrifft.“ So ist es von Anfang an von Gott gemeint gewesen. So finden wir es auch in der guten Zeit der Völker. Bei den Germanen war der Ehebund nach Tacitus heilig und unauflöslich; bei den Römern kam in den ersten Jahrhunderten ihres Staatslebens kein Ehebruch vor, und selbst bei den Griechen waren die ursprünglichen Grundsätze so rein und streng wie bei den Germanen. Wenn Moses einen Scheidebrief erlaubt hat, so geschah es um des Herzens Härtigkeit willen. Christus hat die Ehe in ihrer ursprünglichen Reinheit wiederhergestellt, Matth. 19, 8. 9. Nur eine Ausnahme statuiert der HErr, wenn Ehebruch stattfindet, Matth. 19, 9, weil da die Ehe faktisch aufgelöst ist, auf eine Weise, die nicht wieder gut zu machen ist.

 3. Die Monogamie. Ein Mann und Ein Weib, das liegt in dem Wesen und in der Idee der Ehe; das verlangt die Würde des Menschen. Jedes Zuwiderhandeln ist eine Verletzung der Schamhaftigkeit, Matth. 19, 5. Die Hingebung in der Ehe ist nur dann eine sittliche, mit der Würde der beiden Ehegatten verträgliche, wenn sie eine ausschließliche ist. Selbst bei den Heiden war dies anerkannt. Bei Griechen wie Römern (auch den Germanen) finden wir die Monogamie als Regel und ursprüngliche Einrichtung. Später ist freilich eine tiefe Versunkenheit im Heidentum eingetreten. Bei den Griechen finden wir das Institut der Nebenfrauen (teilweise auch bei den Deutschen). Im Morgenland ist die Vielweiberei daheim, selbst bei den Patriarchen kommt sie vor; bei David hält sie noch ein gewisses Maß, bei Salomo überschreitet sie alle Grenzen. Sie kann in keinem Fall gebilligt werden, wenngleich die göttliche Erziehung eine gewisse Nachsicht in diesen Stücken gewährte.

 e. Die Erfüllung der Ehe nach ihrer Idee in der christlichen Ehe. Wenn Christen, getaufte, im Wort Gottes unterwiesene Personen, eine Ehe schließen, wenn sie den göttlichen Segen auf sich herabflehen und empfangen, so gibt das von vornherein eine Weihe, welche heidnische und jüdische Ehen nicht haben können. Wenn aber Christen ihren wahren Beruf erkennen, sich in ihrer Ehe gegenseitig zum Himmelreich zu fördern, so wird sie eine segensreiche Verbindung ohnegleichen. Eine Abbildung und Darstellung göttlicher Gedanken wird aber die Ehe, wenn ihre höchste Idee erfaßt und verwirklicht wird, sei es auch nur annäherungsweise. Die Ehe hat ihr ewiges Urbild in dem Ehebund, in welchem