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die aus der Hölle stammende Leidenschaft der Feindschaft mit der ganzen Schlangenbrut verwandter Leidenschaften. Wir nennen den Zorn, der in aufwallender Hitze seiner selbst nicht mehr mächtig ist (Jak. 1, 19. 20), den Grimm, den bis zur Wut gesteigerten Zorn, die Bosheit, die auf Arges sinnt (Kol. 3, 8), den Zank (Zanksucht), Hader, die Leidenschaft, die die bittre Galle unablässig in giftigen Worten ergießt (Gal. 5, 20; Jak. 3, 16), die Rachsucht, die Leidenschaft, die nicht ruht, als bis sie dem Beleidiger den bittersten Schaden gebracht hat, ja, die sich oft in dessen Blut kühlt; sie will Gleiches mit Gleichem vergelten (Röm. 12, 19), der Haß, die mit Bewußtsein in der Tiefe des Herzens unterhaltene Glut der Feindschaft (1. Joh. 2 9; 3, 15), der Neid, welcher den Beinamen des Blassen führt, weil er am Menschen zehrt, der an dem Glück des Nächsten eine beständige Quelle des Verdrusses hat und der nur eine andere Form des Hasses ist (1. Petr. 2, 1), die Schadenfreude (Spr. 24, 17). Alle die genannten Sünden sind Äußerungen und Arten der Ungerechtigkeit und Unbarmherzigkeit. Wer sich solchen Sünden hingibt, verfällt der Gerechtigkeit Gottes und einem unbarmherzigen Gericht (Jak. 2, 13). Dagegen fordert und gibt das Evangelium Feindesliebe, Matth. 5, 44. (Es gibt Menschenhasser. Der Menschenhasser ein moralisch Unterlegener, Ps. 116, 11, und Ungerechter.)

 d. Das Verhalten des Christen in Bezug auf die Güter des Nächsten.

 α. Im allgemeinen. Über den Begriff und die Bedeutung der irdischen Güter und ihr Verhältnis zum höchsten Gut siehe § 49 c. Jeder Mensch hat eine Summe von Gütern, welche das Machtgebiet bildet, das ihm von Gott gegeben ist, sein Besitztum, worunter man hauptsächlich seine bewegliche und unbewegliche Habe versteht, wozu aber auch seine Nahrung, sein Erwerbszweig gehört (im weiteren Sinn gehören auch seine persönlichen Gaben und Fähigkeiten, seine Berufs- und Ehrenstellung, seine Familie und Familienverbindung, seine Ehre und sein guter Name hieher, von welchen hier aber zunächst, mit Ausnahme des letzteren, cf. oben c, 2, nicht die Rede ist). Diese Güter hat Gott ungleich ausgeteilt, dem einen außerordentlich viel, dem andern außerordentlich wenig, dem Dritten ein bescheidenes Teil gegeben. Diese Verschiedenheit soll bleiben nach Gottes Willen. Der Christ hat sie anzuerkennen. Jeder Versuch, gewaltsam sie auszugleichen, wie der Sozialismus will, ist Raub. Gott hat durch das siebente Gebot