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der Unterordnung unter die Gottesliebe, oder die rechte und vollkommene Seelenverfassung, wie sie aus der vollkommenen Harmonie seines irdischen und zeitlichen und seines himmlischen und ewigen Berufs hervorgeht. Trotz der Grundverschiedenheit seiner Person von uns kann man doch von einem himmlischen Beruf reden und als solchen die Verherrlichung der menschlichen Natur bezeichnen, und von einem irdischen, sofern sein Erlösungswerk im Stande der Erniedrigung auszuführen war. (?) Die Einheit beider Berufe fällt in die Augen und diese Einheit gibt seinem Leben solche Vollkommenheit und erscheint doch auf jeder Stufe als eine Arbeit, ein Ringen nach Vollendung seiner selbst, die mit der Erfüllung seiner Aufgabe zusammenfällt.

 Ebenso kann man an ihm, als dem Urbilde die vollkommene Unterordnung des Leibes unter die Seele und die vollkommene Harmonie und Reinheit beider sehen. Der Leib, geübt und gestählt durch Arbeit und Entbehrung, ist ganz das geschickte Werkzeug zu seiner großen Aufgabe, nirgends ein Hindernis. Der HErr läßt seinem Leibe die nötige Pflege angedeihen durch Speise und Trank, durch Ruhe und Erholung, die im Wechsel der Thätigkeit liegt; er gönnt auch dem Leibe die Freuden des Mahles, ist aber in allen Stücken Herr seines Leibes, seiner Kräfte und Begierden, ein Vorbild der jungfräulichen Keuschheit, der Mäßigkeit, der Enthaltsamkeit und Bedürfnislosigkeit, wie der völligen Aufopferung des Leibes und aller seiner Kräfte bis zum Tode.

 Endlich sehen wir an ihm als dem Urbilde die vollkommene Unterordnung der irdischen Güter unter die Zwecke seines hohen Berufes. Sie blenden ihn nicht, wie seine Versuchungsgeschichte zeigt. Er ist vielmehr vollkommen unabhängig davon durch die freiwillig erwählte gänzliche Armut, die ihm allein ziemte. Er empfängt, was er bedarf, von wohlthätigen Händen, das gilt von Obdach, Wohnung, Kleidung, Speise und Trank. Damit hat er die Armut und den Reichtum, den Besitz und die Besitzlosigkeit geheiligt, indem er selbst, der Reiche, arm geworden ist; denn wie er die Tausende speist, beweist er, wie reich er ist. Auch in der Sparsamkeit hat er uns ein Vorbild gelassen, indem er seinen Jüngern befahl, die übrigen Brocken zu sammeln, wie im Fleiße der Arbeit, indem er unermüdlich seinem Berufe nachgegangen ist.

 4. Auch in diesem Stück sind die Gefahren und Abwege, die zum Verderben führen, groß. Die Selbstsucht ist auch in den