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Menschen zugeführt werden, indem sie dieselben fleißig und mit der rechten Gesinnung gebraucht. So ist der Mensch gepflanzt auf den rechten Boden gleich einem Baum an Wasserbächen, Ps. 1. Hiemit sind alle Bedingungen zu einem gedeihlichen Wachstum im Guten gegeben. Hier zeigt sich der religiöse Grund der Tugend und die sittliche Verwertung der Religion.

 a. Die Taufe gibt die Versicherung und Versiegelung der Gnade am Eingang in das Reich Gottes und die Kräfte der Wiedergeburt für das ganze Leben. Die sittliche Verwertung der Taufe besteht in der häufigen Erneuerung des Taufbundes, wodurch man sich seiner Taufgnade, der Berufung und Erwählung getröstet und in täglicher Buße dem Bösen widersagt und den guten Vorsatz erneuert. Luther: „Immer von neuem in seine Taufe kriechen und so kraft der Taufgnade seine Erneuerung vollenden.“

 b. Das Wort, hier insonderheit das Evangelium. Es bringt das empfangene Heil und das zu hoffende immer mehr zum Bewußtsein und zur klaren Erkenntnis (Licht), tröstet und beruhigt das Herz (Trost) und führt dem Willen göttliche Kräfte zu einem heiligen Wandel zu. Es will aber das geschriebene und gepredigte Wort, wozu auch das Wort der Absolution gehört, fleißig und mit der rechten Gesinnung gebraucht, gelesen, gehört, überdacht, gelernt, befolgt und immer mehr der denkenden, wollenden und fühlenden Seele angeeignet, assimiliert werden. „Gott redet mit uns“ (cf. auch Hebr. 4, 2 und das Gleichnis vom vierfachen Ackerfeld). Jak. 1, 19–27.

 c. Das Sakrament des Altars. Es führt uns das Heilsgut in geheimnisvoller Unmittelbarkeit für Leib und Seele genießbar und wirkungsvoll zu in der himmlischen Speise und in dem himmlischen Tranke des Leibes und Blutes Christi, wodurch unser geistliches Leben nicht nur erhalten, sondern immer aufs neue gestärkt, gemehrt, erneuert und also ernährt wird. Die Seele, die es fleißig und in rechter Andacht genießt, assimiliert die gottmenschliche Natur Christi ihrer eigenen Natur. Es erscheint hier das Heilsgut in der konkretesten Gestalt („Das hochwürdige Gut“) und in der konkretesten Form der Aneignung, dem mündlichen Genießen. Es vollzieht sich die unio mystica in der greiflichsten Weise. So hat die Tugend immer erneuten Zufluß an göttlichen Lebenskräften und es liegt nur an ihr, wie treu sie diese Mittel benützt. Gott läßt es an nichts fehlen; es ist ein Überfluß an Gnade da.