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Versuchungen über uns kommen läßt. In diesem Sinn wird sie von Gott erhört, und auch in dem, daß er uns zur rechten Zeit aus der Versuchung herausführt, 1. Kor. 10, 13.

 Von dem Fleisch, der Welt und dem Teufel gehen Versuchungen auf uns aus, sodaß auch ohne ein spezielles Verhängnis Gottes Versuchungen uns nicht erspart bleiben können. Es kann aber auch eine Versuchung von Gott verhängt werden (und das ist die bedenklichste) als Strafe für die Untreue des Menschen, z. B. wenn er sich in Gefahr begibt oder einer Lieblingssünde fröhnt. Es ist eine Strafe für den innerlichen Abfall, eine Züchtigung insofern, als der HErr dem Menschen zeigen will, was an Bosheit in seinem Innern sich befindet, damit ihm die mehr verborgen gewesene Sünde neu zum Bewußtsein komme und der sittliche Befund nunmehr zutage trete. Gott will dadurch den Menschen vor eine Entscheidung stellen, ob er mit Ihm oder mit der Sünde brechen will, Ps. 38, bes. v. 19. Die falschen Propheten Ahabs, 2. Chron. 18. Verhängte Versuchung ist ein Gericht, 2. Thess. 2, 10–12.

 Es handelt sich beim Christen darum, das neue Leben aus Gott, den neuen Menschen, den innersten Mittelpunkt der Persönlichkeit, gegen die eindringende Macht der Sünde zu behaupten. Diese Macht liegt in dem auch nach der Wiedergeburt und Bekehrung zurückbleibenden alten Menschen, in der sündigen Natur, im Fleisch (d. i. in der dem Geiste Gottes entgegengesetzten selbstischen, irdischen, weltlichen Richtung des Herzens), Röm. 7, 18, in der Welt (d. i. in der von Gott abgekehrten Menschheit mit ihren gottwidrigen Bestrebungen), 1. Joh. 2, 15. 16; Jak. 4, 4, in dem Teufel mit seinem ganzen Anhang, der in der Finsternis dieser Welt Eph. 2, 2 herrscht und in dem alle gottfeindlichen Bestrebungen ihren Mittelpunkt haben, 1. Petr. 5, 8. Daher gibt es einen Kampf. Denn das Fleisch, die Welt und der Teufel haben die Absicht, in einem Wiedergeborenen die verlorene Herrschaft wieder zu gewinnen und versuchen ihn zur Rechten und zur Linken, mit Lockung und mit Drohung, mit Wohl- und Wehethun, um seinen Willen wieder unter das alte Sündenjoch gefangen zu nehmen. Hieher gehören auch die hohen geistlichen Anfechtungen, 2. Kor. 12, 7, die vom Satan ausgehen. Gegen diese seine Feinde muß der neue Mensch sich wehren mit den Waffen des Geistes, Gal. 5, 24; 1. Joh. 2, 14; Joh. 16, 33; 15, 19; Eph. 6, 12 und überhaupt v. 10–18 (Die geistliche Waffenrüstung). Dann ist ihm der Sieg gewiß, Röm. 8, 37; 36–39; 1. Joh. 5, 4; 2. Kor. 2, 14. Wie das Schwert des Wortes Gottes gebraucht