Seite:Friedrich Bauer - Christliche Ethik auf lutherischer Grundlage.pdf/128

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

stürmische Meer kommt, Kol. 3, 15; Phil. 4, 7; Jes. 48, 22, und Freude und Seligkeit in das unglückliche Herz einkehrt, Röm. 15, 13; 14, 17. Das ist die Rückwirkung eines guten Gewissens und der Spiegel des korrekten Gesamtzustandes des Menschen.

 In der Empfindung ist dem Menschen aber auch der Sinn für das Schöne gegeben (cf. § 3), welches ebenso wie das Wahre und Gute Ziel des Strebens ist und in seiner konkreten Erscheinung einer sorgfältigen Pflege bedarf, Phil. 4, 8. Dieser Sinn muß erst unterscheiden lernen in der Vorstellung, was wahrhaft schön ist, und das ist im Grunde eins mit dem Guten und Wahren (nur daß es dasselbe zugleich in wohlgefälligen Formen und entsprechender Gestalt zeigt) und mit dem Göttlichen. Der Sinn für das Schöne ergreift aber auch die Willenskräfte und erfaßt zunächst den Nachahmungstrieb, der sehr wichtig ist auf dem Gebiet des sittlichen Lebens, sowohl im Guten, als im Bösen. Wenn nun die schaffende und bildende Thätigkeit dazu kommt, so arbeitet der Mensch an der Verwirklichung seiner Ideale. Das übt zunächst eine Wirkung auf das thätige Individuum aus, es bildet sich selbst daran, d. h. es beseitigt bei sich das Rohe, Gemeine, Ungeformte, und gibt sich eine Gestalt, es wird selber gut und schön, eine edle Seele. Auf dem Wege wird der Mensch gottähnlich, wenn er sich ihm nachbildet, und Christus gewinnt eine Gestalt in ihm. Es ist ein göttlich-menschliches Kunstwerk, an dem Gott und Menschen Wohlgefallen haben. Vgl. Luk. 2, 52.

 Die Heiligung und Erneuerung geht endlich auch auf den Leib und seine Glieder über, Röm. 12, 1–2. Der Leib soll, was er ist, immer mehr werden: eine Wohnstätte, ein Tempel des heiligen Geistes, 1. Kor. 6, 19; 3, 16. 17. Die Glieder sollen Werkzeuge sein zum Dienst der Gerechtigkeit, Röm. 6, 19. Das Gleiche gilt von den Sinnen und allen Kräften des Leibes. Sie werden geheiligt. Sie werden geheiligt, indem sie in den Dienst des Göttlichen treten und damit selbst ihrer ursprünglichen Bestimmung wiedergegeben werden. Auch der Leib nimmt göttliche Kräfte, sie werden ihm eingebildet, so daß aus Auge, Angesicht, Gestalt und Haltung des Leibes die Würde und Schönheit des göttlichen Ebenbildes hervorleuchtet, bis der Leib einst, aus dem Tode erweckt, dem verklärten Leibe Christi gleich in seiner Herrlichkeit leuchtet, Phil. 3, 21; 2. Kor. 3, 18.

 Die Heiligung, die sich zunächst auf die Person des Menschen bezieht und die ganze Person nach Leib und Seele in sich begreift, erstreckt