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beiden, ein drittes Zentrum des göttlichen Lebens innerhalb der Gottheit; dementsprechend ist er auch in der Zeit von beiden ausgegangen, gesandt in die Welt, Joh. 14, 16. 26; 15, 26; cf. 20, 22. Die Sendung geschah in der Ausgießung über alles Fleisch, zunächst über die Apostel, Akt. 2, 3. 4; Joel 3, 1; Tit. 3, 6, ein Ausdruck, welcher die reichliche Mitteilung bis zur Fülle bezeichnet und die von da an immer strömende Quelle (Jes. 44, 3; Ps. 68, 10) von göttlichen Gnaden und Kräften, die sich dem menschlichen Herzen mitteilen, Sach. 12, 10; Röm. 5, 5, ein, ja der Segen, Gal. 3, 14; daher ist er selber eine Gabe, Akt. 2, 38; 10, 45, die auch als eine Mannigfaltigkeit von Gaben vorgestellt wird, 1. Kor. 12, 4 etc.; 14, 1, darum er auch im Himmel siebenfältig erscheint, Apok. 1, 4; 4, 5; (Jes. 11).

 2. Die Aufgabe des heiligen Geistes. Das Werk des heiligen Geistes steht im dienenden Verhältnis zum Werke Christi, Joh. 16, 13–15. Das Verdienst Christi wird durch den Dienst des heiligen Geistes unser eigen. Er soll Christum in uns verklären, das Werk und die Person Christi uns erkennen lehren und das Heilsgut, die Frucht der Erlösung uns aneignen. Das, was der heilige Geist uns mitteilt, ist die Frucht der Erlösung, das Heilsgut, und alles, was uns Christus erworben hat. Er soll Christum selber in uns verklären. Er vertritt die Stelle des unsichtbaren Christus bei uns und in der Kirche als der uns von ihm verheißene Paraklet (Beistand, Tröster), Joh. 15, 26, und arbeitet in Gemeinschaft mit dem erhöhten und unsichtbar gegenwärtigen Christus, Matth. 28, 20, an der Zueignung der Erlösung oder an der Heiligung der Menschheit.

 3. Mittel seiner Heilszueignung. Die Mittel aber, wodurch das geschieht, sind Wort und Sakrament, vom heiligen Amt verwaltet, durch welche der heilige Geist wirkt und den Menschen zurichtet, daß erinnerlich das ihm in Wort und Sakrament Dargebotene und Zugebrachte annehmen, sich assimilieren und zu eigen machen kann (applicatio gratiae spiritus sancti). So tritt der Welt die neue, seligmachende Botschaft entgegen, das Evangelium von Christo oder vom Reiche Gottes, das sich wesentlich vom Gesetz unterscheidet, indem es gibt und schenkt, was es verheißt, während das Gesetz nur fordert, indem das Evangelium tröstet, das Gesetz aber droht und schreckt, indem dieses ohnmächtig ist durch das Fleisch, jenes aber Kraft gibt, und zwar eben das zu erfüllen, was das Gesetz fordert. Röm. 1, 16; 7, 22–25; 8, 1. 2. 12. Deshalb richtet das Evangelium das Gesetz auf und erscheint in