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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 8

Frau schlage? – Zeuge: Die Ehegatten haben sich oftmals gegenseitig geschlagen. Wiescholleck trank viel, er verkehrte viel im Krug; seine Frau leistete ihm dabei Gesellschaft, da sie auch viel Schnaps trank. In der letzten Zeit klagte Wiescholleck, daß ihm Hände und Beine anschwellen und er kein Gefühl darin habe. – Vors.: Ist Ihnen bekannt, daß Wiescholleck einmal, als er aus dem Kruge kam, längere Zeit im Schnee gelegen hat? – Zeuge: Davon weiß ich nichts. – Angekl.: Alles was die Zeugen ausgesagt haben, ist unwahr. Schlägereien kommen bei allen Eheleuten vor. (Große Heiterkeit im Zuhörerraum.) – Frau Kloßeck: Sie habe bei der Angeklagten mehrere Jahre gewohnt. Die Wiescholleckschen Eheleute haben eine sehr schlechte Ehe geführt; es kam oftmals zu Zank und Streit, auch zu gegenseitigen Schlägereien. Wiescholleck habe zumeist allein gegessen. Er habe einmal seine Frau „Hexe“ und Diebin genannt. Die Angeklagte habe darauf versetzt: „Wenn ich eine Hexe und Diebin bin, dann werde ich etwas machen, daß du bald sterben wirst. Es kostet mich bloß ein Dittchen, dann mußt du sterben.“ Wiescholleck sei in der letzten Zeit seines Lebens sehr krank gewesen und habe geäußert: Seine Frau sei daran schuld. Wiescholleck sei derartig schwach gewesen, daß er einige Male nach Hause getragen werden mußte. Er klagte, daß ihn seine Beine kaum noch tragen können. Sie (Zeugin) habe einmal Veranlassung genommen, über die Krankheit des Wiescholleck mit der Angeklagten zu sprechen, zumal Wiescholleck anfänglich ein kräftiger, gesunder Mann war. Die Angeklagte sagte: Krankheiten kommen alle von Gott, da läßt sich nichts dagegen machen. Sie (Zeugin) habe erwidert: Es gibt Krankheiten, die von Gott kommen und Krankheiten, die von Menschen kommen. Darauf habe die Angeklagte versetzt: Es gibt ein Kraut, wenn man davon einem Menschen etwas ins Essen tut, dann muß er sterben; wenn es auch etwas lange dauert,

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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 8. Hermann Barsdorf, Berlin 1913, Seite 16. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_8_(1913).djvu/20&oldid=- (Version vom 28.12.2023)