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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 8

darauf der fünfte Ehemann der Angeklagten, Besitzer Przygodda, ein großer, nicht unschöner Mann von 30 Jahren, als Zeuge in den Saal gerufen. Er bekundete auf Befragen des Vorsitzenden: Er habe die Angeklagte am 3. November 1901 geheiratet. Seine Frau habe oftmals gezankt und auch Schnaps getrunken. Zweimal sei sie betrunken gewesen. – Vors.: Hat Ihnen Ihre Frau bisweilen gedroht? – Zeuge: Sie sagte einmal: „Du wirst meiner gedenken.“ – Vors.: Hat nicht Ihre Frau einmal gesagt: „Es kostet mich nur ein ‚Dittchen‘, dann kommst du um die Ecke?“ – Zeuge: Davon weiß ich nichts. Es ist mir allerdings erzählt worden, meine Frau habe gesagt: evangelische Männer kosten einen Silbergroschen, katholische die Hälfte. – Vors.: Sind Sie denn nicht gewarnt worden, eine Frau zu heiraten, der fast hintereinander vier Männer gestorben waren? – Zeuge: Jawohl, es wurde mir gesagt, es könnte mir auch so gehen, denn die Männer seien alle unter eigentümlichen Umständen plötzlich gestorben. Dies hielt ich meiner Frau vor. Da versetzte sie: Meine vier ersten Männer sind an verschiedenen Krankheiten gestorben. Wenn deine Zeit herangekommen sein wird, dann stirbst du auch.“ Auf weiteres Befragen bekundete der Zeuge: Er habe 600 Taler in die seiner Frau gehörende Wirtschaft eingebracht. – Angekl.: Ich habe mich mit meinem fünften Mann Przygodda nur zweimal gezankt. Das eine Mal zankte ich mich mit Przygodda, weil er den Hund sehr geschlagen hatte. Przygodda drohte mir, mich ebenfalls zu schlagen. Da sagte ich: Du wirst meiner gedenken. Ich habe allerdings auch zu Przygodda gesagt: „Wenn deine Zeit gekommen sein wird, dann wirst du auch sterben.“ Das ist doch Gottes Bestimmung, dagegen läßt sich nichts machen. – Gutsbesitzer Braun (Röblau): Ich kannte Panneck, Wiescholleck und kenne Przygodda. Panneck war ein sehr nüchterner Mann, dagegen war Wiescholleck bisweilen angetrunken, Wiescholleck klagte mir oftmals, daß seine Frau ihn sehr schlecht

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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 8. Hermann Barsdorf, Berlin 1913, Seite 8. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_8_(1913).djvu/12&oldid=- (Version vom 18.12.2023)