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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 2

allein ausführen wollte, bekundete, daß auch er den angeblichen Löwy nie bemerkt und auch nichts von einer Liebschaft der Klara Schultze wahrgenommen habe. – Filzschuhfabrikant Schmolling: Er kenne Gönczi vom Müller u. Schlitawegschen Geschäft her, wo er sein Mitarbeiter war. Gönczi sei ein ruhiger, liebenswürdiger Mann gewesen; er habe viel mit ihm verkehrt. Am 15. August habe er Gönczi eines Geschäftes wegen aufgesucht. Gönczi sei gegen 6 Uhr nach Hause gekommen und etwas erregt gewesen. Er, Zeuge, habe ihn dann ersucht, mit ihm einen Spaziergang nach Treptow zu machen, Gönczi habe dies aber abgelehnt mit dem Bemerken, er müsse nach der Königgrätzer Straße, um das Gas anzuzünden. Gönczi habe ihm auch einen Bund Schlüssel gezeigt und gesagt: Ich habe da eine sehr gute Verwalterstelle, die Leute haben mir sogar die Schlüssel zu ihrer Wohnung und zu ihrem Geldschrank gegeben. – Gastwirt Hinz bekundete auf Befragen des Vorsitzenden, daß er einen Mann namens Löwy nicht kenne. – Vors.: Hat ein Löwy in dem Hinterzimmer des Gönczischen Ladens gewohnt? – Zeuge: Ich weiß nichts davon. – Vors.: Hat ein Löwy in Ihrem Lokal verkehrt? – Zeuge: Nein, niemals. – Vors.: Gönczi behauptet, Sie kennen den Löwy. – Zeuge: Das ist alles Schwindel, ich kenne den Mann gar nicht. – Angekl. Gönczi: Er kennt ihn ganz genau, aber jetzt verleugnet er ihn. Der Zeuge bemerkte hierauf: Er habe eine sogenannte „Droschkenkutscher-Kneipe“, in der viel Lärm herrsche, so daß er von den Vorgängen in dem nebenan belegenen Laden des Angeklagten nicht gut etwas habe hören können. Gönczi sei öfters in seinem Lokal gewesen und habe sich zunächst als Mieter des Ladens, später als Hausverwalter vorgestellt. An dem Laden habe er das Schild Gönczi u. Co. anmachen lassen. Von dem Compagnon habe er nie etwas bemerkt. Als er seiner Verwunderung darüber Ausdruck gegeben habe, daß Gönczi so ohne weiteres Hausverwalter geworden sei, habe dieser erwidert: Das ist doch nichts Auffälliges, ich kenne ja

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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 2. Hermann Barsdorf, Berlin 1911, Seite 63. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_2_(1911).djvu/71&oldid=- (Version vom 1.8.2018)