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enthalten – aber doch nicht ganz vollständig enthalten. Die Assoziationen bringen einerseits viel mehr, als wir für die Formulierung der latenten Traumgedanken brauchen, nämlich alle die Ausführungen, Übergänge, Verbindungen, die der Intellekt des Patienten auf dem Wege der Annäherung an die Traumgedanken produzieren mußte. Anderseits hat die Assoziation oft gerade vor den eigentlichen Traumgedanken Halt gemacht, ist ihnen nur nahe gekommen, hat sie nur in Anspielungen berührt. Wir greifen da selbsttätig ein, vervollständigen die Andeutungen, ziehen unabweisbare Schlüsse, sprechen das aus, woran der Patient in seinen Assoziationen nur gestreift hat. Das klingt dann so, als ließen wir unseren Witz und unsere Willkür mit dem Material spielen, das uns der Träumer zur Verfügung stellt, und mißbrauchen es dazu, in seine Äußerungen hineinzudeuten, was sich aus ihnen nicht herausdeuten läßt; auch ist es nicht leicht, die Rechtmäßigkeit unseres Vorgehens in einer abstrakten Darstellung zu erweisen. Aber machen Sie nur selbst eine Traumanalyse oder vertiefen Sie sich in ein gut beschriebenes Beispiel in unserer Literatur und Sie werden sich überzeugen, wie zwingend eine solche Deutungsarbeit abläuft.

Wenn wir bei der Traumdeutung im Allgemeinen und in erster Linie von den Assoziationen des Träumers abhängig sind, so benehmen wir uns doch gegen gewisse Elemente des Trauminhalts ganz selbständig, vor allem darum, weil wir müssen, weil bei ihnen in der Regel die Assoziationen versagen. Wir haben frühzeitig gemerkt, daß es immer die nämlichen Inhalte sind, bei

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Sigmund Freud: Neue Folge der Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse. Internationaler Psychoanalytischer Verlag, Wien 1933, Seite 17. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Freud_Neue_Folge_der_Vorlesungen_zur_Einfuehrung_in_die_Psychoanalyse_1933.pdf/17&oldid=- (Version vom 21.5.2018)