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Die Betrachtung gewinnt an Reiz, wenn es sich um ein Gemeinwesen handelt, das gewissermassen durch den Willen eines Einzelnen aus dem Nichts in das Leben gerufen ist.

Freiburg gehört, wie wir wissen, zu jenen Städten, welche fürstlichem Unternehmungsgeiste, wenn auch keineswegs einem ganz uneigennützigen Wohlwollen ihr Dasein verdanken; es gehört aber zugleich zu den wenigen, an welchen die Hoffnungen des Gründers vollauf in Erfüllung gegangen sind.

Leider ist es unmöglich, auf dem zugewiesenen Raume eine geschichtliche Ortsbeschreibung im eigentlichen Sinne von den frühesten Anfängen an zu bieten: es muss dafür auf die sorgfältigen Veröffentlichungen von A. Poinsignon verwiesen werden. Wer jedoch ein wahrhaft lebensvolles Bild des alten Freiburg sich verschaffen will, der lese die in schwungvoller Sprache geschriebene und mit ächt künstlerischem Sinne durch Abbildungen erläuterte Darstellung von Fritz Geiges. An diese ausgezeichnete Schilderung lehnen die folgenden anspruchslosen Ausführungen vielfach sich an. Sie werden dennoch den Eindruck des Lückenhaften machen, weil sie im Wesentlichen nur Bruchstücke aufzählen: weitaus die meisten Denkmäler, welche noch bedeutsam und grossartig in unsere Zeit herüberragen, sind in besonderen Aufsätzen behandelt.

In das Dunkel vorrömischer Zeit reichen hier keine monumentalen Spuren zurück, wenn man nicht etwa die Steintrümmer am Rande der Schönbergfläche für Ueberbleibsel einer keltischen Hochburg halten will. Auf frühe Besiedelung weist jedoch die günstige Lage des Ortes selber hin und uralte Strassenzüge haben unzweifelhaft die Thaleinschnitte und Pässe benutzt, welche hier die Rheinebene mit Schwaben verbinden. Die italischen Eroberer haben dann auf dem Schlossberge, der gleich einer natürlichen Warte das breite Dreisamthal wie die Rheinebene beherrscht, ein Bauwerk errichtet, auf dessen Bedeutung und Ausstattung vielleicht die spärlichen Mosaikreste schliessen lassen, welche dort oben aufgefunden wurden. Genannt aber wird diese römische Niederlassung nirgends. Schweigend gehen auch die Quellen aus der Zeit germanischer Staatengründung über unsere Gegend hinweg. Allein sogleich mit dem Eintritte dieses Gebietes in das hellere Licht der Geschichte begegnen die Namen der Dörfer Herdern, Wiehre und Adelhausen, die sämmtlich auch schon in weit zurückgelegener Zeit im Besitze von Kirchen sich befinden. Die Patrocinien St. Einbet und St. Cyriakus insbesondere deuten auf hohes Alter. Gegen den Mooswald hin lag ausserdem die Leutkirche St. Peter, eine Filiale der Pfarrei Umkirch.

Empfohlene Zitierweise:
Freiburg im Breisgau. Die Stadt und ihre Bauten. H. M. Poppen & Sohn, Freiburg im Breisgau 1898, Seite 197. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Freiburg_Bauten_197.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)