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Schon weit oben an den Quellläufen beginnt die Ausnützung des Wassers. Die Wiesen an den Berghängen werden damit gewässert und nur ein Bruchtheil kehrt in die Wasserläufe zurück. Aus denselben werden andere Wasserläufe mit geringem Gefälle abgezweigt, und die gewonnenen Gefälle werden zum Betrieb von Sägen etc. ausgenutzt.

So geschieht es auch auf dem weiteren Laufe und in der Gemarkung Freiburg gibt es eine ganze Anzahl von Bächen, die aus der Dreisam abgeleitet sind, und nicht in sie zurückfliessen. Dies sind nördlich der Karthausbach und die mit dem allgemeinen Namen »Gewerbebach« bezeichneten Wasserläufe, von denen wieder die Stadtbäche abgezweigt sind, südlich der Dillenmühlebach und der Kronenmühlebach.

In wasserarmer Zeit scheint jeder dieser Bäche den unterhalb gelegenen allen Zufluss aus der Dreisam zu nehmen; das ist aber nicht der Fall. Die Dreisamsohle reicht bis unter die tiefsten Grundwasserstände des benachbarten Geländes hinab und von Einlaufstelle zu Einlaufstelle sammelt sich daher immer wieder etwas Wasser im Flussbette.

Wann die Stadtbäche und die Gewerbebäche entstanden sind, darüber besteht eine sichere Kunde nicht. Anzunehmen ist, dass sie schon bei der Gründung der Stadt im 12. Jahrhundert hergestellt wurden und dass auch der Gewerbebach bereits im 13. Jahrhundert vorhanden war.

Ursprünglich sind die Anlagen wohl vorwiegend im landwirthschaftlichen Interesse, zur Wässerung von Wiesen ausgeführt worden. Das gilt im Besonderen für die Stadtbäche.


1. Die Stadtbäche.

Wer als Fremder Freiburg betritt, wird angenehm überrascht durch die vielen offenen Wasserläufe, welche krystallklar in den Strassen fliessen. Wie das Bild des Münsters, pflegen auch sie als angenehme Erinnerung dauernd im Gedächtniss dessen zu haften, der einmal unsere Stadt gesehen hat. Der Freiburger aber liebt seine Stadtbäche nicht minder, wenn sie auch nicht mehr wie früher praktischen Zwecken dienen. Sie sind jetzt in der Hauptsache nur noch eine Strassenzierde.

Bei heisser Zeit benutzt man sie auch wohl, um die Strassen reichlich zu netzen; im Winter wird der Schnee in sie hineingekehrt und von ihnen abgeschwemmt.

Ursprünglich lieferten sie den Ortseinwohnern das Brauchwasser und dienten zur Wässerung der Ländereien. Die jetzt in Steinrinnen dahinfliessenden Bäche waren ehemals Wässergräben. Diesen Gräben entlang zogen sich die Feldwege.

Empfohlene Zitierweise:
Freiburg im Breisgau. Die Stadt und ihre Bauten. H. M. Poppen & Sohn, Freiburg im Breisgau 1898, Seite 116. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Freiburg_Bauten_116.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)