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österreichischen Regierung im Stiche gelassen und musste sich zur Kapitulation verstehen. Erst nach der Stadt von Nördlingen zogen die Feinde wieder ab, nachdem sie die Burg auf dem Schlossberg gesprengt und die Bürger geplündert hatten. Inzwischen war auch Frankreich auf den Kriegsschauplatz getreten und stellte sich auf die Seite der Protestanten. Zum dritten Male nahte sich nun der Feind unter Herzog Bernhard von Weimar am 2. April 1638. Er nahm die Vorstädte mit Sturm. Darauf erfolgte die Uebergabe der Altstadt. Die Drangsale der Bürger erreichten mit jedem weiteren Jahre eine immer grauenvollere Höhe, da Freund und Feind gleich barbarisch hausten. Im folgenden Jahre starb Herzog Bernhard zu Neuenburg am Rhein, nach Einigen an der Pest, nach Andern an Gift. Die vierte Belagerung, diesmal durch den bayrischen Feldmarschall Franz von Mercy geleitet, endete nach tapferer Vertheidigung Seitens der Schweden am 28. Juli 1644 durch Kapitulation. Sie war mit entsetzlichen Verwüstungsgräueln der abziehenden Feinde verbunden. Wenige Tage darauf folgten die zwei glänzenden Vertheidigungsschlachten auf dem Schinberg (3. August) und auf dem Lorettoberg (5. August), in welchen Mercy gegen die weit zahlreicheren Heere Enghien’s und Türenne’s (encore mille) Sieger blieb. Noch ist der fünften und letzten Belagerung durch weimarisch-französische Truppen zu gedenken; sie begann am 2. Juni 1648 und endete unblutig mit dem Abzuge des Feindes. Endlich, nach dreissigjährigem Kämpfen, Morden, Rauben, Brennen und Verwüsten, folgte am 24. October 1648 der Friede. Er wurde in Freiburg durch ein Tedeum gefeiert. In den öden Gassen aber herrschte Armuth und Noth. Bei Beginn des Krieges zählte die Stadt 1590 Zünftige und 175 Satzbürger, am Schlusse desselben kaum noch 500. Die Gesammteinwohnerzahl war auf 5000 zurückgegangen.

Noch waren die schweren Wunden, die dieser unheilvollste aller Kriege der Stadt geschlagen, nicht vernarbt, und schon begann ein weiteres Gewitter heraufzuziehen – der holländische Rachekrieg. Unvermuthet erschien am 9. November 1677 der französische Marschall Crequi mit bedeutender Heeresmacht vor der Stadt und begann sofort mit deren Beschiessung. Ebenso mannhaft und tapfer als Offiziere und Mannschaft sich vertheidigten, ebenso feig und unfähig benahm sich der damalige kaiserliche Kommandant, Generalwachtmeister Georg Schütz von Pürschütz. Er übergab die Stadt den Franzosen und zog mit der Besatzung ab nach Rheinfelden. Hiemit war Freiburg an einem bedeutsamen Wendepunkt angelangt, denn die Stadt musste nun der Krone Frankreichs huldigen und blieb zwanzig Jahre in französischen Händen. In der Absicht, sie auf die Dauer zu behaupten, liess

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: Freiburg im Breisgau. Die Stadt und ihre Bauten. H. M. Poppen & Sohn, Freiburg im Breisgau 1898, Seite 42. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Freiburg_Bauten_042.jpg&oldid=- (Version vom 12.12.2020)