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Franz Delitzsch: Die bayerische Abendmahlsgemeinschaftsfrage. Ein Anfang eingehender Erörterung

und Blut gespeist werden; entfernen möge sie den Schein, als bleibe Christus auch im h. Abendmahl im Himmel.“ Obwohl wir das alles nicht für blosen Schein halten, so freuen wir uns doch dieser frommen freimüthigen Rathschläge. Und die lutherische Kirche – was hat diese nach Ebrard aufzugeben? „Die menschlichen Zuthaten, welche in der h. Schrift keinen Grund haben, als da sind: die Gegenwart im Brot, die mündliche Nießung, das Empfangenwerden des Leibes und Blutes Christi von den Unwürdigen und die Begründung der Mittheilbarkeit des Leibes und Blutes Christi durch die Teilnahme der menschlichen Natur Christi an den Eigenschaften der göttlichen (communicatio idiomatum).[“]

 Diese Lehrstücke sind ja aber gerade das eigenste Wesen unseres lutherischen Bekenntnisses, und ihr guter Schriftgrund ist uns so göttlich gewiß wie unsern Vätern. Also: die lutherische Kirche soll das Wesen ihres Bekenntnisses als schriftwidrig aufgeben und die reformirte will dagegen den Schein der Schriftwidrigkeit beseitigen, der auf dem ihrigen haftet. So stehen die Kirchen noch nach dreihundertjährigem Kampfe einander gegenüber – zwischen beiden eine große noch immer unausgefüllte Kluft! Nur die Untreue gegen die lutherische Kirche schlägt über diese Kluft eine frei passierbare Brücke. Die Treue weint und betet und harrt und beweist Liebe, aber Liebe die der Wahrheit sich freut, und jagt dem Frieden nach, aber dem Frieden in der Wahrheit.


Empfohlene Zitierweise:
Franz Delitzsch: Die bayerische Abendmahlsgemeinschaftsfrage. Ein Anfang eingehender Erörterung. Theodor Bläsing, Erlangen 1852, Seite 48. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Franz_Delitzsch_-_Die_bayerische_Abendmahlsgemeinschaftsfrage.pdf/54&oldid=- (Version vom 10.11.2016)