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Franz Delitzsch: Die bayerische Abendmahlsgemeinschaftsfrage. Ein Anfang eingehender Erörterung

geht und zu ihm gehört – aber kein Empfangen des hienieden selbstgegenwärtigen Herrn, kein Empfangen seines mit Brot und Wein sacramentlich vereinigten Leibes und Blutes. Die Erwiederung zeigt dies wider Willen recht deutlich. Sie will nicht den Ausdruck gelten lassen, daß das Abendmahl uns etwas reiche, weil sie die Abendmahlshandlung hienieden und Christum nicht zusammennimmt. Sie scheidet das was uns die Hand des Dieners Christi reicht von dem was uns Christus selber reicht, während doch beides ineinander ist und uns zumal gereicht wird. Denn die reformirte Kirche glaubt nicht, daß uns in Brot und Wein des Abendmahls Christi Leib und Blut gereicht wird; sie beugt sich nicht unter die hellen und gewaltigen Worte der Stiftung und trennt was diese verbinden. Die lutherische dagegen, ohne das Wie begreifen zu wollen, hält sich von der realen Gegenwart des Leibes und Blutes Christi in Brot und Wein unwidersprechlich überzeugt durch das Wort der Stiftung. Obs der Vernunft zusage oder nicht, die Vernunft hat dem Worte gegenüber keine Stimme; „auf dem Worte stehts, am Worte ists genug, wie die Worte lauten, so will sie’s halten“[1]. Der Herausgeber der reformirten Kirchenzeitung, der in seinem Werke über das h. Abendmahl die Lehre seiner Kirche so schriftgemäß als möglich zu deuten bemüht ist, fühlt diese Schwächen des Bekenntnisses seiner Kirche, ohne sie anzuerkennen, wenn er daselbst 2, 263 sagt: „Soll es zu einer Union kommen, so möge die reformirte Kirche den Anfang machen und alles nur halbweg Zweideutige aus ihrem Bekenntniß entfernen. Entfernen möge sie jede Spur von einem Schein, als lasse sie durch den Glauben das Sacrament zum Sacramente werden; entfernen möge sie jede Spur von einem Schein, als lasse sie den Gedanken mit Jesu Leib


  1. Thomasius, das Bekenntniß der evangelisch-lutherischen Kirche in der Consequenz seines Princips (1848) S. 155 f. [WS 1]

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Franz Delitzsch: Die bayerische Abendmahlsgemeinschaftsfrage. Ein Anfang eingehender Erörterung. Theodor Bläsing, Erlangen 1852, Seite 47. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Franz_Delitzsch_-_Die_bayerische_Abendmahlsgemeinschaftsfrage.pdf/53&oldid=- (Version vom 10.11.2016)