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Franz Delitzsch: Die bayerische Abendmahlsgemeinschaftsfrage. Ein Anfang eingehender Erörterung

Verhalten gegen solche, welche von der Schriftmäßigkeit unseres Bekentnisses überzeugt, aber noch nicht zu dem Entschlusse, von der reformirten oder unirten Kirche abzutreten, hindurchgedrungen sind. Solche werden mit weiser Zartheit zu ermahnen sein, um ihres eignen Gewissens willen von ihrem Begehren vorjetzt abzustehen, weil die Gewährung ihnen Pflichten auferlegt die sie noch nicht anerkennen. Sind sie redlich, so wird ihnen daraus der Segen heilsamer Beschleunigung ihrer Krisis erwachsen, während die Zulassung mit der Gefahr der Erschlaffung und der Einschläferung verbunden ist.

 So können wir die scheinbar allzu rigorose altkirchliche Praxis bis an ihre äußersten Grenzen verfolgen, und nirgends hat sie, wenn mit geistlicher Weisheit und liebevoller Zartheit geübt, das Abschreckende und Abstoßende was man ihr schuld giebt. Sie ist die unerläßliche Consequenz unseres Glaubens sofern er seiner selbst gewiß ist. Daß wir vor dieser Consequenz zurückbeben, ist die Macht der Gewohnheit, welche uns die gute alte Ordnung der Kirche ganz aus den Augen gerückt hat. Aber wenn wir nur Ernst machen wollten mit consequenter Ausübung dessen was wir glauben und bekennen, so würde sichs zeigen, daß auf unserer Seite der Sieg und der Segen ist.

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Man wird es diesen Blättern abmerken, daß sie nicht das schnell fertiggewordene Machwerk eines oberflächlichen Theoretisirens sind, sondern die mühsam gezeitigte Frucht eines inneren Kampfes. Ich habe alle Gegengründe in ihrer ganzen Schwere auf mich wirken lassen, und will deshalb auch jetzt noch zwei gewichtigen Einsprachen mich nicht entziehen, welche das obige Ergebniß, wenigstens seine äußersten Consequenzen, wankend zu machen scheinen.

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Franz Delitzsch: Die bayerische Abendmahlsgemeinschaftsfrage. Ein Anfang eingehender Erörterung. Theodor Bläsing, Erlangen 1852, Seite 22. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Franz_Delitzsch_-_Die_bayerische_Abendmahlsgemeinschaftsfrage.pdf/28&oldid=- (Version vom 10.11.2016)