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Franz Delitzsch: Die bayerische Abendmahlsgemeinschaftsfrage. Ein Anfang eingehender Erörterung

geeinigt ist, mehr oder weniger auseinander und läugnet, soweit sie an ihren prädestinatianischen Symbolen festhält, zu Gunsten der ewigen Vorherbestimmung den heiligen Ernst des allgemeinen göttlichen Gnadenwillens. Sie sucht was für die Vernunft unbegreiflich und widersprechend ist dieser näher zu bringen, indem sie das Unzertrennliche trennt und den Widerspruch beseitigt.

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 Können wir den Charakter der Lehrunterschiede nur so und nicht anders ansehen: so müssen wir es auch für die Pflicht unsrer Kirche halten, daß sie ihr gutes Bekenntniß wahre und wie eine festgegründete unerschütterliche Säule vor aller Welt hoch emporhalte. Der Inhalt ihres Bekenntnisses ist ja nicht ein erstudirtes System, auf welches sie nach Gutdünken mehr oder weniger Werth legen könnte, nicht eine menschliche Hypothese, welche Bescheidenheits halber mißtrauisch gegen sich selbst sein muß, sondern das ihrem Herzen durch den heil. Geist besiegelte, ihr Gewissen bindende Ja und Amen zum göttlichen Worte. Die schriftgemäße Erkenntniß die sie besitzt ist nicht ihre Erfindung, sondern eine Gabe der Gnade, das ihr von ihrem Herrn anvertraute Pfund das sie nicht in’s Schweißtuch wickeln und vergraben soll, die gute Beilage die sie zu bewahren hat bis auf jenen Tag durch den heiligen Geist der in ihr wohnet. Sie ist nicht so stolz und bornirt, sich für die allgemeine (katholische) Kirche zu halten, aber sie ist göttlich gewiß, daß ihre Lehre die katholische ist und bleiben und triumphiren wird selbst wenn das geschichtlich gewordene deutsch-lutherische Kirchenwesen dem Gerichte des Todes verfallen sollte. Das Credo im Schrein ihres Bekenntnisses ist freilich sehr verschieden von dem bekenntnißmäßig festgestellten Credo anderer Kirchen, es ist aber das wesentliche Credo aller in allen Kirchen zerstreuten Kinder Gottes auf Erden. Ihr ists gegeben gewesen, den rechten Ausdruck dafür zu finden. Diesen Typus der gesunden Worte hält sie hoch empor und kann kühnlich fordern, daß die Lehrtypen aller andren Kirchen sich nach dem ihrigen

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Franz Delitzsch: Die bayerische Abendmahlsgemeinschaftsfrage. Ein Anfang eingehender Erörterung. Theodor Bläsing, Erlangen 1852, Seite 11. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Franz_Delitzsch_-_Die_bayerische_Abendmahlsgemeinschaftsfrage.pdf/17&oldid=- (Version vom 10.11.2016)