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Frances Külpe: Rote Tage : baltische Novellen aus der Revolutionszeit

„Ja, ja.“ Der Kutscher zog grüßend die Mütze und zeigte zwei Reihen gesunder Zähne.

„Ich kann nicht Lettisch,“ sagte Claire freundlich. „Noch einen Koffer hab’ ich, der Herr dort bringt ihn.“

Sie stieg in den Wagen, der Kutscher sprang vom Bock und eilte ihrem Reisegefährten entgegen.

„Ei, Granting,“ sagte Ernst Philippi vergnügt, „Euch scheint’s ja gut zu gehen. Ihr seid ja ordentlich breit geworden. Wie steht’s denn im Pastorat? Alle gesund – was?“

„Alle sind gesund und lassen schön grüßen,“ grinste Granting erfreut. „Haben der Herr eine gute Fahrt gehabt?“

„Alle Wetter, gnädiges Fräulein!“ rief Ernst Philippi. „Das ist ja mein Wagen! Wo fahren Sie denn hin?“

„Nach Kronenthal, wenn Sie nichts dagegen haben.“

„Na, da hört aber verschiedenes auf!“ platzte Ernst Philippi lachend los. „Erst nehmen wir da feierlichen Abschied von einander auf Lebenszeit, um nachher in derselben Equipage an denselben Bestimmungsort zu fahren. Das ist ja ausgezeichnet! Oder fahren Sie etwa aufs Gut Kronenthal?“

„Ich fahre ins Pastorat zu Pastor Berger,“ erwiderte Claire belustigt, „und Sie vermutlich auch. Das ist aber komisch!“

„Das ist mehr als komisch, das ist Bestimmung!“ sagte Ernst Philippi ernsthaft. „Schiffe, die nachts sich begegnen – kennen Sie vielleicht zufällig dieses Büchlein?“

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Frances Külpe: Rote Tage : baltische Novellen aus der Revolutionszeit. S. Schottländers Schlesische Verlagsanstalt, Berlin 1910, Seite 29. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FrancesKuelpeRoteTage.pdf/29&oldid=- (Version vom 1.8.2018)