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Frances Külpe: Rote Tage : baltische Novellen aus der Revolutionszeit

„Der Dumpje-Wirt ...“ Ein Leuchten flog über Grendsche-Jehkabs Züge. Er zog sein Messer und durchschnitt die Bande.

„Wer dich befreit hat, darüber schweigst du“ herrschte er den Mann an, „aber den Dumpje-Wirt magst du immerhin anzeigen bei der hohen Polizeibehörde in Bauske. Eben noch hat er das Maul vollgenommen und das Volk aufgehetzt“.

Der Polizist rieb sich die steifen Glieder und nickte. „Vielen Dank, Grendsche-Jehkab“, sagte er. Dann schlich er sich in der Richtung nach Bauske davon.

Stumm schritten die beiden weiter. Darthe hielt den Kopf gesenkt.

„Bist du kein Roter, Jehkab?“ brach sie plötzlich das Schweigen.

Er lachte. „Weil ich den Spürhund da losließ? Und wie! Aber das Wichtigtun und protzige Reden führt zu nichts. Dem Dumpje-Wirt wird eine gute Lehre von Nutzen sein. Über­haupt, auf Wirte verlassen wir uns nicht. Die sind Besitzer. Ich weiß vielleicht mehr, als alle. Heute um drei Wochen soll’s losgehen!“

„Heute um drei Wochen?“ fragte Darthe mit funkelnden Augen.

„Jawohl. Und halt’ den Mund, Mädchen.“

Sie gab ihm die Hand. „Geh jetzt, Jehkab – es ist besser, wenn Vater dich nicht sieht. Wir halten zusammen.“

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Frances Külpe: Rote Tage : baltische Novellen aus der Revolutionszeit. S. Schottländers Schlesische Verlagsanstalt, Berlin 1910, Seite 249. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FrancesKuelpeRoteTage.pdf/245&oldid=- (Version vom 1.8.2018)