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Frances Külpe: Rote Tage : baltische Novellen aus der Revolutionszeit

Er legte sich aufs Bitten und Schmeicheln.

„Aber Darthing, liebes Darthing ...“

Endlich wandte sie den Kopf. „Bin ich dein liebes Darthing?“ fragte sie ernst.

„Bei meiner Seele!“ schrie er. „Wen sollte ich denn sonst auf der Welt lieber haben?“

Sie war versöhnt. Stumm reichte sie ihm die Hand. „Ich halte zu dir", sagte sie einfach, „was auch kommen mag!“

„Was auch kommen mag .. ,“ wiederholte er.

Durch niedriges Buschwerk und Gestrüpp schritten sie quer über die Wiese, die Nachmittagssonne zeichnete ihre langen schrägen Schatten in das Gras. Ein gequältes Stöhnen hemmte ihre Schritte. Sie traten hinter einen breiten Wachholderbusch. Da lag die „hohe Polizei" gefesselt – der Landgendarm Kalning, einen Knebel im Munde.

„Lassen wir ihn liegen!“ sagte Grendsche-Jehkab schadenfroh und versetzte dem Manne einen Fußtritt. „Es geschieht ihm recht.“

Darthe stand unschlüssig daneben.

Ein plötzlicher Verdacht stieg in Grendsche-Jehkab auf. Er bückte sich und nahm dem Manne den Knebel aus dem Munde. „Wer hat dich gefesselt?“ sprach er finster. „Die Wahrheit, Mann, oder ... “

„Der Dumpje-Wirt war’s mit zwei Burschen!“ stöhnte der Polizist.

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Frances Külpe: Rote Tage : baltische Novellen aus der Revolutionszeit. S. Schottländers Schlesische Verlagsanstalt, Berlin 1910, Seite 248. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FrancesKuelpeRoteTage.pdf/244&oldid=- (Version vom 13.12.2022)