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Frances Külpe: Rote Tage : baltische Novellen aus der Revolutionszeit

„Mit Jungfrau Darthe Semmit – zu dienen,“ antwortete Jehkab rasch.

„Nun, dann muß ich freilich zurückstehen, mit so einem schönen geschniegelten Lakaien kann ich’s ja nicht aufnehmen!“

„Ja freilich – eine Tonne Fett kann man nicht zum Lakaien gebrauchen,“ sprach Grendsche-Jehkab unschuldsvoll.

Ein brüllendes Gelächter belohnte seinen Witz. Mit schwingenden Schritten trat er zu Darthe heran.

„Hab’ ich dich endlich, hochmütige Prinzeß?“ lachte er zärt­lich und preßte sie an sich. Sie sah dankbar zu ihm auf. Fort ging’s im wirbelnden Schnellwalzer. Die beiden waren aus einem Guß. Das war kein Anpassen mehr, – das waren zwei, die zu eins verschmolzen waren. Bewundernd hingen die Augen aller an diesem Paar. Sie tanzten nur noch allein.

Da brach es durch die gellende Musik – ein schmerzliches Stöhnen. Der alte Semmit, Darthens Vater, war gekommen. Leise war er zu den Zuschauern getreten. Sein graues Haar hing in wirren fleckigen Strähnen um das knochige altgediente Gesicht, um seine eckige Gestalt schlotterte der Rock ... den Arm hielt er ausgestreckt auf das Paar gerichtet und stöhnte wie im Krampfe.

„Ich sehe Blut ...“ sprach er mit hohler, entsetzter Stimme ... „sein Gesicht ist mit Blut beschmutzt ... die Hände ... die Kleider voll Blut ... laß ab von ihm, Mädchen, laß ab ...“ er kreischte schrill auf, warf die Arme hintenüber und brach zusammen.

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Frances Külpe: Rote Tage : baltische Novellen aus der Revolutionszeit. S. Schottländers Schlesische Verlagsanstalt, Berlin 1910, Seite 241. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FrancesKuelpeRoteTage.pdf/237&oldid=- (Version vom 31.7.2018)