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Frances Külpe: Rote Tage : baltische Novellen aus der Revolutionszeit

Darthes weißes Kleid in dem Wirrwarr auf. Sie hatte schon mehrere Male mit Grendsche-Jehkab getanzt.

„He! Einen Walzer!“ schrie der Dumpje-Wirt laut. Er blähte sich wie ein Puter. Ohne zu fragen, umfaßte er Darthe urd zerrte sie in den Tanzkreis.

„Verzeiht, Dumpje-Wirt, – ich hab den ersten Walzer schon versprochen.“

„Wem denn?“ Seine Augen funkelten zornig.

„Dem Grendsche-Jehkab!“ sagte sie hastig.

Sie log, und der Wirt vermutete es.

Eine giftige Eifersucht schwoll in ihm auf.

„So will ich ihn fragen,“ murmelte er grimmig, „mir scheint’s, Ihr nehmt’s mit der Wahrheit nicht allzu genau, Jungfer.“

„Denkt, was Ihr wollt,“ sagte sie kurz.

Ihre Augen suchten Grendsche-Jehkab. Mit einem flehenden Ausdruck blieben sie auf ihm haften.

Der gewandte schlaue Bursche hatte die Situation sofort erfaßt. „Nu, Dumpje-Wirt,“ rief er dem Daherstampfenden harm­los entgegen, „was bringt Ihr Gutes? Ihr seht ja aus, als ob Ihr das Herrenspiel ,Es kommt ein Schiff geladen mit – Äp­feln’ spielen wolltet.“

„Mein Schiff ist mit anderen Dingen geladen,“ grollte der Dumpje-Wirt, „mit wem tanzest du den Walzer?“

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Frances Külpe: Rote Tage : baltische Novellen aus der Revolutionszeit. S. Schottländers Schlesische Verlagsanstalt, Berlin 1910, Seite 240. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FrancesKuelpeRoteTage.pdf/236&oldid=- (Version vom 1.8.2018)