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Frances Külpe: Rote Tage : baltische Novellen aus der Revolutionszeit

„Genug!“ sagte er keuchend vor Erregung. „Die Leute kann ich nicht mehr brauchen!“

Der alte Professor hatte ihm den Schädel aus der Hand gegriffen und betastete spürend die Schädeldecke.

„Plattschädel … mindestens 1200 Jahre alt,“ murmelte er, „ein wertvoller Fund, Kollege Weiß.“

Professor Weiß stieg aus der Grube und klopfte sich die Beinkleider von der haftenden Erde rein.

„Ich habe noch mindestens eine Stunde mit Messungen zu tun,“ erklärte er, „die Leute können gehen. Morgen um diese Zeit sollen sie wieder am Platz sein, wenn es möglich ist. Ich will die Herrschaften auch nicht mehr aufhalten und hoffe Sie alle im Pastorat vorzufinden.“

Damit zog er einen Kompaß und ein Zentimetermaß aus der Tasche und stieg wieder in die Grube. Sein Kollege folgte ihm.

In kleinen Gruppen schlugen die Herrschaften den Weg zum Pastorat ein.

„Ah!“ brummte der Dumpje-Wirt unzufrieden, „die Entschädigung für die paar lumpigen Dinger wird ja wohl mager genug ausfallen! Ist ja nicht mal Gold!“

Und wohlgefällig betastete er den funkelnden Stein, den er heimlich in seine Westentasche gesteckt hatte.

Darthes dunkle Augen sahen sinnend ins Leere. In diesen Gräbern sollen einige des Volkes ruhen, die vor euch Herren

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Frances Külpe: Rote Tage : baltische Novellen aus der Revolutionszeit. S. Schottländers Schlesische Verlagsanstalt, Berlin 1910, Seite 232. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FrancesKuelpeRoteTage.pdf/228&oldid=- (Version vom 31.7.2018)