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Frances Külpe: Rote Tage : baltische Novellen aus der Revolutionszeit

Glaschen zu finden, aber spül es zuvor ordentlich rein, und daß du mir den Jahnit nicht weckst, er schläft, hörst du?!“

Pferdegetrappel vor der Tür. Ein diskretes Klopfen.

„Fräulein Marga!“ ertönte Willys Stimme, „die Kleider sind da!“

Marga flüchtete hinter die Tür. „Danke!“ rief sie und öffnete einen Spalt. „Werfen Sie sie nur herein. War Frau Pastor sehr böse?“

„Nur erschreckt,“ rief Willy wieder, „und hier,“ er schob das Kleiderbündel in den Türspalt und reichte eine Flasche Madeira hinein, „davon sollen Sie gleich sechs Schluck nehmen, sagt Mutter. Bitte tun Sie’s, Fräulein Marga!“

Sie nahm die Flasche. „Warten Sie,“ rief sie, „gleich!“ Gehorsam trank sie sechs Schluck. „Nun aber – lassen Sie Wolf auch trinken. Ich bin in fünf Minuten angekleidet.“

Eilig öffnete sie das Kleiderbündel und schlüpfte in die trockene Wäsche. Obenauf lag ein dunkelblaues Wollenkleid.

Bewundernd stand Mutter Greetsche dabei.

„Nein, nein die schönen Spitzchen!“ rief sie. „Und das feine Gewebe, und nu erst das prächtige Kleidchen!“

Jetzt kam Darthe mit einer Riesentasse herein. Mutter Greetsche goß die Milch in die Tasse und reichte sie dem Fräulein.

„Sie ist noch zu heiß,“ sagte Marga, „vielen Dank, Mutter Greetsche. Und nun hab ich noch eine Bitte: die nassen Kleider

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Frances Külpe: Rote Tage : baltische Novellen aus der Revolutionszeit. S. Schottländers Schlesische Verlagsanstalt, Berlin 1910, Seite 214. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FrancesKuelpeRoteTage.pdf/210&oldid=- (Version vom 1.8.2018)