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Frances Külpe: Rote Tage : baltische Novellen aus der Revolutionszeit

Jehkab dem gnädigen Fräuleinchen die Stiefelchen auszieht. Ja, ja ... gnädiges Fräuleinchen werden in ein paar Jährchen schon gnädige Frau Baronin sein! Denken Sie an Mutter Greetsches Worte!“

Wie eine erglühte Rose stand Marga da. Darthe betrachtete sie mit neugierigen Blicken. Hastig streifte das Fräulein die Unterkleider ab.

Mutter Greetsche war im Fahrwasser. „Und das schöne Gut, das der junge Baron bekommt – so ein Gut, ja, das lohnt sich! ’n prachtvolles Schloß – vierzig Zimmer soll es haben – so sagte mir die Madde, die dort gedient hat.“

„Hört auf, Mutter Greetsche!“ rief Fräulein Marga heftig, „und kehrt Euch zur Wand, – ich will nichts davon hören.“

Zitternd und bebend stand sie da in das Tischtuch gehüllt und trocknete sich die rotgoldenen Haare. Schon kräuselten sich die einzelnen Härchen und standen leuchtend um das schmale weiße Gesicht.

Sie ist sehr hübsch, dachte Darthe bewundernd. Noch nie hatte sie etwas so Schönes gesehen. Warum aber war das schöne Fräulein so zornig?

„Die Milch kocht, Mutter,“ sagte sie verdrossen. Mit zischendem Laut sprudelte die heiße Milch auf den Herd über.

„Ach du Nichtsnutz!“ eiferte Mutter Greetsche, „kannst du nicht besser aufpassen? Such doch wo ein Taßchen oder ein

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Frances Külpe: Rote Tage : baltische Novellen aus der Revolutionszeit. S. Schottländers Schlesische Verlagsanstalt, Berlin 1910, Seite 213. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FrancesKuelpeRoteTage.pdf/209&oldid=- (Version vom 31.7.2018)