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Frances Külpe: Rote Tage : baltische Novellen aus der Revolutionszeit

Wie ein Pudel schwamm der junge Baron hinter dem Boot her.

Marga saß still und blaß. „Ich hatte schon Wasser in Mund und Nase,“ sagte sie, „es fehlte nicht viel, und ich wäre ...“ Sie schauderte. „Jehkab,“ sie reichte ihm die feine schmale Hand. „Du hast mich gerettet – ich danke dir.“

Über Jehkabs hübsche Züge glitt ein dunkles Rot, und auch Willy überlief es heiß.

„Und Wolf?“ fragte er vorwurfsvoll – „er sprang sofort hinein, und ich wollte ebenfalls ...“

Da flog ein neckisches Leuchten über das blasse Gesicht.

„Jeder meiner drei Kavaliere tat, was er konnte,“ sagte sie, „ich bin allen dreien vielen Dank schuldig.“

Sie schauerte zusammen.

„Ihnen ist kalt, Fräulein Marga,“ sagte Willy eifrig, „wir wollen gleich in die Semmitsche Hütte, vielleicht können Sie dort heiße Milch bekommen. Jehkab soll ins Pastorat laufen nach Kleidern, hörst du, Jehkab, oder nein, ich gehe selbst, Mutter wird mir das rechte schon geben. Und du Semmits Darthe – was stehst du da und schaust in die blaue Luft? Habt ihr Milch im Hause?“

„Ja–a!“ rief Darthe bestürzt.

„So lauf schnell und stell sie auf zum Kochen, und die Mutter soll frische Wäsche hergeben für das gnädige Fräulein. Mach schnell – wir kommen gleich nach.“

„Ja–a!“ rief Darthe wieder. Und dann lief sie die Böschung

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Frances Külpe: Rote Tage : baltische Novellen aus der Revolutionszeit. S. Schottländers Schlesische Verlagsanstalt, Berlin 1910, Seite 209. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FrancesKuelpeRoteTage.pdf/205&oldid=- (Version vom 1.8.2018)