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Frances Külpe: Rote Tage : baltische Novellen aus der Revolutionszeit

Das hier ist ja bloß der Anfang – es kommt noch anders, ganz anders!“

„Lassen Sie mich allein!“ schrie plötzlich Stepan Nikolaitsch so wild, so schneidend, daß der Pope zusammenfuhr. „Sehen Sie nicht, daß ich ein unglücklicher kranker Mensch bin? Lassen Sie mich allein!“

Der Pope stand auf. „Gut, Brüderchen!“ sprach er drohend und seine Augen funkelten unheimlich; „aber eins sage ich dir – an diese Stunde, wo du den Vater Nikiphor aus deiner Stube gejagt hast, wirst du zeitlebens denken – zeitlebens sage ich dir.“

Dröhnend schlug er die Tür zu und stolperte die Treppe hinab.

Regungslos war Stepan Nikolaitsch sitzen geblieben. Er stützte den Kopf in die Hände. Leise surrte die Teemaschine und ein kaltes Grauen kroch ihm lähmend durch alle Glieder. Ihn fror trotz der überheizten Stube. Da war es ja wieder, das Entsetzliche, das er sich seit Monaten vom Halse geschüttelt hatte, das zwingende, das dämonische Etwas, das vom Vater Nikiphor auf ihn einwirkte, und er wußte – bald war er diesem Einfluß verfallen! –

Im Dunkel des Herbstabends strich eine verhüllte Männergestalt wie ein unruhiger Schatten über die Brücke und wanderte rastlos hinter der Schmiede, in welcher der verwaiste Krisch lebte, auf und nieder, auf und nieder. Die Straße führte an der Schmiede vorbei weiter nach dem Schloß. Zur Rechten auf

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Frances Külpe: Rote Tage : baltische Novellen aus der Revolutionszeit. S. Schottländers Schlesische Verlagsanstalt, Berlin 1910, Seite 164. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FrancesKuelpeRoteTage.pdf/162&oldid=- (Version vom 1.8.2018)